Das Licht im Dunkel
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Das Licht im Dunkel

Ein RPG in kleiner Runde, welches sich noch im Aufbau befindet. - Das Rpg wird in Plots gespielt.
 
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PostSubject: Stately Home   Stately Home EmptyTue Dec 29, 2009 5:30 pm

Parallel-RPG zu Schloss Greifenberg.
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyWed Dec 30, 2009 2:15 am

Ohne seinen Blick von der Abendausgabe der Zeitung abzuwenden registrierte Gideon, dass Steward den Wagen an hielt und sich zu ihm umwandte.
„Stellen Sie die Koffer am Besten gleich in einen Gepäckwagon.“
Sagte er, noch bevor der Fahrer seine Frage stellen konnte und faltete die Zeitung mit einer kurzen Bewegung in der Mitte, klemmte sie unter den Arm, nahm seinen Stock und bewegte sich dann aus dem Auto. Es war noch immer ungewohnt für ihn aus einem Auto zu steigen, dennoch war er mit dem Ergebnis seiner Bemühungen möglichst normal auszusteigen zufrieden.
Einen Moment sah er sich noch um, erblickt die – zumeist ebenfalls schwarzen – Limousinen und fragte sich einen moment, wie viele bekannte Gesichter er wohl sehen würde, entschied sich dann jedoch einfach abzuwarten und zog das Ticket hervor, auf dem sein Platz stand. – Nummer 13, wunderbar. Ohne Steward oder seine Koffer weiter zu beachten stieg er ein – wiederum darum bemüht möglichst normal zu gehen. An seinem Platz angekommen setzte er sich, musterte flüchtig die Gesichter derer die sich ebenfalls bereits zu ihren Plätzen begeben hatten und warf dann einen ebenso kurzen Blick auf seine Uhr, stellte im Stillen fest, dass dieser Shuttle schon vor rund einer Minute hätte losfahren sollen.

Der Junge, der unter den Bäumen stand, und die Hand nach den dunklen Blättern ausstreckte, die mit brüchigem, letzten Schnee bedeckt waren, fiel vermutlich mehr aus der Masse heraus, als ihm eigentlich lieb gewesen wäre.
Nur am Rande, am weiten Rande seines Bewusstseins war ihm bewusst, dass seine schlichte, fast schon ausgeblichene Kleidung der der meisten hier schlichtweg nicht glich.
Er hatte kaum etwas bei sich.
Eine rote Tasche, deren Inhalt sich auf das für ihn Nötigste beschränkte, Dinge, die ihm weder am herzen lagen, noch einen sonderlichen Nutzen erfüllten, und dennoch trug er sie bei sich, immer wieder. Aus reiner Langeweile. Aus reiner Gewohnheit.
Der letzte Schnee fiel von den Blättern ab, nasse, kalte Tropfen träufelten auf seine Hand und Jamie, der den Schnee immer noch mit großen Augen beäugte wurde sich erst langsam des Shuttles bewusst, das mehr oder minder auf ihn wartete.
Mit stummem Bedauern wandte er sich von dem Anblick ab und schritt auf das Fahrzeug zu, hielt dabei das rosa Stofftier, dass er an dessen Ohren umklammert hielt, mit ruhiger Hand fest, drückte die Finger immer wieder um den Körper des Elefanten zusammen.
Stieg ein.
Atmete langsam aus.
Blieb stehen.
Musterte aufmerksam das Ticket dass er sich aus der Tasche zog.
14. Und langsam schritt er durch die Reihen.
Musterte die erste Zahl über einem leeren Sitz, verglich sie aufmerksam mit der Zahl auf dem Zettel. 10. 14. 10.14. Und immer weiter, so lange, bis er mit einem stolzen Lächeln erkannte, das dies nicht sein Platz sein konnte.
Und Jamie schritt weiter. Verglich die Zahlen. Zwölf und Dreizehn.
Nicht seine Zahl. Wieder. Ein mutiger, langsamer Schritt, der keinen Zweifel daran ließ, dass ihn die Blicke der anderen Anwesenden nicht bemerkte, oder sie nicht weiter beachtete.
Niemals. Er nahm sie gar nicht wahr.
Erst jetzt blieb er stehen, musterte die letzte Zahl, und wieder verglich er sie ausführlich mit der auf seinem Zettel.
„Vierzehn“ sagte er dann laut, prüfend, nickte dann zufrieden und ohne sich weiter um etwas zu kümmern setzte er sich, warf die Tasche neben sich zu Boden, hob den Plüschelefanten vor sein Gesicht.
„Siehst du, Mr. Nelson? Wir haben den Platz gefunden. Ganz alleine!“
Und er ließ den Elefanten gemeinsam mit sich selbst stolz nicken, bevor er diesem den Kopf tätschelte und ihn auf seinem Schoß bettete.
Erst jetzt wagte er einen Blick in die Umgebung, bemerkte das Schmunzeln auf einigen Gesichtern und wusste dennoch nicht, was es bedeuten sollte.
„Wir sind da!“

Gideon hatte einen Moment seine Umgebung gemustert, einigen Bekannten Gesichtern zugenickt und sich dann wieder seine Zeitung zugewandt. Es gefiel ihm nicht wirklich hier so viele bekannte wieder zu treffen, wobei bekannt übertrieben wäre. – Es waren Leute, die er schon einmal gesehen hatte, von den fünfzehn die anscheinend Platz finden konnten – ihn eingeschlossen – traf dies auf etwa acht zu, die Namen kannte er jedoch nur von vier und dass er sich diesen ebenfalls vorgestellt hatte, wüsste er nur von zweien, oder meinte es zu wissen.
Gerade wollte er einen Kommentar zu einem vorigen Artikel lesen, als er neben sich ein nahezu gebrülltes „Vierzehn“ hörte um gleich darauf beherrscht den Artikel weiter zu lesen – oder zumindest die Überschrift – als ihm klar wurde, dass diese… Person für die nächsten zwanzig Minuten neben ihm sitzen würde. Einen Moment fragte er sich, ob er diesem aufweichen konnte – vor allem, da dieser
Einen Moment musterte Gid den anderen
Junge keine sechzehn zu sein schien. Nach einem weiteren Moment, schüttelte er gedanklich den Kopf, wandte sich zu dem Jungen und legte die Zeitung für einen Moment beiseite.
„Guten Abend“
Lies er zunächst in gesittetem Ton verlauten, bevor er dem anderen seine Rechte – wie die Linke in einem Handschuh steckende – Hand hin hielt.
„Erfreut sie kennen zu lernen Mr…..?“

Jamie hatte den Sitz vor sich die ganze Zeit über angestarrt, freudig lächelnd.
Niemand, der ihn nicht besser kannte, hätte je die Bitterkeit hinter diesem Lächeln entdecken können.
Dieses kindliche Lächeln tat die Wirkung, die es tun sollte. Wirkte unschuldig. Schwach. Und in diesem Moment war es Jamie nicht einmal mehr bewusst, wie sehr er sich doch hinter diesem Lächeln versteckte, all die Zeit.
Er blickte erst als der andere die ersten Worte sprach wieder zu seinem Kuscheltier, dann zu dem Fremden, nickte sich selbst erneut nachdenklich zu nachdem er diesem Mann eine Weile seinerseits gemustert hatte.
Die darauf folgenden Worte waren nicht, wie man annehmen sollte, an den Sitznachbarn gerichtet.
„Hast du gehört, Mr. Nelson? Er hat guten Abend gesagt.“, berichtete er dem Elefanten, den er dabei so vor sein Gesicht hielt, dass ihm der Blick auf das Antlitz seines Gegenübers verwehrt blieb.
Erst dann ließ er langsam das Tier sinken, starrte auf die ausgestreckte Hand des Anderen, verstand den Sinn dieser Geste nicht.
Nachdenklich beschloss er nach mehren Sekunden, die unter zweifelnden Blicken und seiner Eigenen Verwirrung langsam verstrichen, die Hand zu ignorieren und sich für den Fremden um ein Lächeln zu bemühen.
„Hallo!“, gab er nur zurück, sah keinen Grund für diese Förmlichkeit. Es sollte so eine fröhliche Zeit sein, da blieb keine Zeit, für Förmlichkeit.
Und auch an Mr. Nelson verkündete er seinen ersten Eindruck über alle Maßen begeistert.
„Schau mal, Mr. Nelson. Er sieht komisch aus.“
Mit diesen Worten ließ er den Elefanten erneut sinken und nickte zu diesem Fremden nur mit freundlichem Lächeln.
„Jamie.“, stellte er sich dann nur vor. Kein Name. Keine Anrede. Kein Titel. Wozu sollte ein Name gut sein, wenn dieser kurze Kosename doch vollkommen reichte?
„Und du?“

Dass der Junge – Gideon hatte beschlossen diesen nicht im geringsten als erwachsen anzusehen, als er ihn noch keine weitere fünf Sekunden gemustert hatte – die Geste des Händeschüttelns nicht verstand verwirrte ihn einen kurzen Moment, bevor er mit einem eher gleichgültigen, angedeuteten Schulterzucken und einem „Nun, dann eben nicht.“ Seine Hand wieder zurück zog und die Zeitung erneut auf schlug, sich jedoch nicht gleich wieder darin vertiefte.
Als dieser Junge dann begann seinem Stofftier – allem Anschein nach ein rosa Elefant mit einem Herzchen im Ohr – etwas mitzuteilen, erst zwei Sekunden Später registrierte Gideon dass er gemeint war, runzelte er kurz die Stirn, bevor er sich entschied diesen Jungen nicht nur zu behandeln als wäre er nicht erwachsen, sondern auch, als wäre er noch im Kindergarten. – Zumindest für diesen Moment.
„Aha, und warum sehe ich komisch aus?“
Fragte er in einem, was ihn selbst einigermaßen überraschte, doch natürlich klingenden, freundlichen Tonfall und sah den Jungen auch ebenso an, wobei er nicht im Geringsten auf das Gehabe mit dem Stofftier ein ging.
„Nur Gideon.“
Antwortete er dann auf die Frage dieses kindlich anmutenden Jungen und sagte sich in Gedanken immer wieder, dass es nur für zwanzig Minuten sei.

„Gi-De-On“, wiederholte Jamie langsam während er den Anderen über die Ohren seines Elefanten hinweg prüfend musterte, langsam den Kopf schief legte bevor er sich wieder dem Tier selbst zuwandte.
Dieses – ihn nahezu verängstigende tatsächlich freundlich wirkende Gesicht des Anderen, zumindest einen Moment lang – verschwand hinter dem rosa, immer lächelndem Gesicht des Tieres dem er auch im Folgenden aufgeregt mitteilte: „Hast du gehört, Mr. Nelson? Er fragt, warum er komisch aussieht.“
Und erst dann musterte er finster den Anderen erneut über den Kopf Mr. Nelsons hinweg, versank dann erneut im Anblick seines Freundes und wandte sich abrupt ab.
„Aber das sieht man doch, nicht wahr, Mr. Nelson? Er sieht komisch aus.“
Die Tatsache dass dieser Satz nicht weiter aufschlussreich sein würde, schien ihn nicht zu stören. Für ihn war sowohl die Frage beantwortet, als auch das Gespräch beendet bevor er sich einige Sekunden später bereits wieder an seinen Sitznachbarn wandte.
„Gi-De-On!“, rief er erneut aus, als wäre er sich der Aufmerksamkeit seines Nebensitzenden nicht weiter bewusst.
„Wann sind wir da?“

Kaum hatte er sich erneut davon überzeugt, dass es nur für zwanzig Minuten wäre, musste er sich zusammen reißen, um nicht mit den Augen zu rollen, als er seinen Namen so überbetont hörte. Im Gegenteil, sein Gesicht schien nach wie vor eine absolut selbstverstädnliche, natürliche Freundlichkeit zu zeigen, zugleich aber auch ein gemäßigtes Interesse an seiner Umwelt und doch schien es ihn ungemein zu stören, als jemand sich an ihm vorbei schob, dabei seinen Mantel gestriffen hatte und dadurch ein paar Flusen hinterlassen hatte. Ein kurzer Blick in Richtung des anderen war weder beabsichtigt, noch wurde er von diesem bemerkt, was Gideon im Prinzip nicht weiter wichtig war, da ihm die absolute Sauberkeit seines Mantels in diesem Moment wichtiger war und er jede einzelne Fluse absammelte und beiseite schnipste – was mit dem makellosen Handschuh nicht einfach war.
Erst als er damit fertig war, wandte er sich mit einem wie gehabt aufgeschlossenen Ausdruck an seinen Nachbarn, als diese diesmal ausdrücklich seinen Namen nannte – dass dem Jungen aufgefallen war, dass er eher einiger reagiert hatte, bezweifelte er dennoch.
„Wir sollten in zwanzig Minuten da sein.“
Antwortete er unverwandt, aber mit einem kurzen Blick auf seine Uhr. Erst dann schlug er ein weiteres Mal seine Zeitung auf – diesmal in der tatsächlichen Absicht etwas zu lesen. Möglicherweise zogen sich die zwanzig Minuten dann nicht allzu sehr, oder es kam zu einem vernünftigen Gespräch – wenn es überhaupt zu einem Gespräch würde kommen können.

Jamie, der bei der Antwort nur das Gesicht verzogen hatte, wandte sich missgelaunt ab, als sich auch der Andere so anderem zuwandte.
Er hatte mit kindlicher Neugier den Weg von jedem Staubkorn verfolgt, dass von diesem Gideon von dem Mantel entfernt wurde, und hatte für Mr. Nelson laut mitgezählt.
„Eins.“, hatte er gesagt, lächelte vor sich hin, und wiederholte das Wort für Mr. Nelson. „Eins.“
„Zwei.“ Er kam bis zur „Zwei plus Zwanzig“ bevor ihm das Interesse verflog, er missgelaunt Mr. Nelson verkündete, dass er nicht mehr weiterzählen würde, und dann mit sichtlicher Langweile und wachsender Ungeduld die Beine schaukeln ließ.
Jamie, von zerbrechlicher Statur und eher kleinem Wuchs, schaffte es dabei lediglich den Boden mit den Fußspitzen zu streifen.
Erst nachdem einige Minuten verstrichen waren, er nur ab und an eine Bemerkung zu Mr. Nelson weitergeleitet hatte, wandte er sich erneut zu seinem Nebensitzer, beugte sich ein Stück zu diesem vor.
„Gi-de-on“
Begann er erneut, strich sich in einer trotzigen Bewegung das Haar zurück. „Wann sind wir da?“

Gideon hatte, als es eine ganze Minute still geblieben war und er sich tatsächlich in den Zeitungsartikel vertieft hatte, gehofft, dieser Junge würde auch still bleiben und war dementsprechend kurz davor genervt zu sagen, er hätte ihm gerade eine Antwort gegeben, was er jedoch nicht tat, sondern einen Moment inne hielt, sich dann merkte, wo er gerade stehen geblieben war und sich schließlich zu dem Jungen wandte.
“Wie ich bereits sagte, in etwa zwanzig Minuten werden wir da sein. – Vielleicht auch eine Viertelstunde, es dauert nicht mehr lange.“
Beantwortete er noch kurz, hielt einen weiteren Moment inne und entschloss sich dann selbst zu fragen, damit er sich wenigstens nicht immer wiederholen musste – ganz zu schweigen davon, dass es ihm angenehmer zu fragen war, als gefragt zu werden.
„Worauf wartest du denn, dass du immer fragst?“

Jamie hatte sich bereits abgewandt und missmutig, wenn nicht gar beleidigt, weiter den Sitz vor sich gemustert, als der andere scheinbar doch noch wenigstens ein wenig Interesse zu zeigen schien, und mit einem begeisterten Lächeln und einem „Hast du gehört, Mr. Nelson?“, fuhr er erneut zu Gideon herum.
„Na, damit wir da sind! Die Fahrt dauert nämlich noch fast zwanzig Minuten.“
Mit dieser Antwort seiner Selbst höchst zufrieden gestellt lehnte er sich zurück und warf Mr. Nelson immer wieder in die Luft.

Damit wir da sind, echote Gideon im Geiste und war kurz davor den Kopf zu schütteln, lies es jedoch bleiben und lies nur ein „ah“ verlauten, bevor er den Jungen und dessen Stofftier noch einmal musterte, beschloss die Kleidung weiter zu ignorieren, ebenso wie die Gespräche zu dem Tier und dem weiteren komischen benehmen. Irgendwie würde er es schon aus halten.
„Freust du dich denn anzukommen?“
Fragte er dann weiter, denn irgendwie wollte er wissen, was mit den Eltern dieses Jungen los war, dass sie ihn so einfach hatten fahren lassen – in einem solchen Aufzug und mit einem solchen Benehmen, ganz zu schweigen von dem Alter des Jungen. Aber er hatte noch eine Viertelstunde das heraus zu finden und froh darum jetzt mehr zu tun zu haben als in einer mehr als minderwertigen Zeitung zu lesen, verflog auch innerlich ein Teil seiner eher miesen Laune.

Jamie ließ sich diese Frage mehre Sekunden durch den Kopf gehen, während er den Körper des kleinen Elefanten immer wieder zusammendrückte und erneut auseinander zog, die Hände in dem weichen, bunten Fell vergrub, bis er langsam stockte.
Freute er sich?
warum war er hier?
Es gab viele Gründe, wieso er hier war. Bestimmt gab es diese. Bestimmt gab es so viele Dinge, die er hatte tun wollen.
Und dennoch wusste er dass diese Gründe Dinge waren, die er am Ende nur aus einem einzigen Grund tat, nur um sich Gründe vormachen zu können.
Nein, es gab nur eine Sache, für die das hier durch zu stehen war, und diese Sache, es war keine Freude, oder?
“Nein.“ Sagte Jamie langsam, ließ den Blick erneut fast schon hilfe suchend zu Mr. Nelson schweifen. „Ich…freue mich…nicht.“

Gideon wartete geduldig ab, bis der Junge eine Antwort gab und als diese kam, zog er durchaus leicht verwundert eine Augenbraue hoch, wartete jedoch nicht weiter ab um noch zu überlegen, sondern fragte gleich weiter.
„Nein? – Warum denn?“
Erst dann wurde ihm bewusst, dass sich an diesem Jungen etwas geändert hatte, als er die antwort gegeben hätte und Gideon meinte fast, er würde wenigstens etwas erwachsener wirken.
Als der Blick von Jamie jedoch gleich wieder zu Mr. Nelson wandte, war gid sich in dieser Hinsicht alles andere als Sicher. Vermutlich war es einfach die Tatsache, dass Jamie überhaupt nein gesagt hatte, die ihn erwachsener erscheinen lies, wogegen Gideon jedoch auch nicht im geringsten etwas hatte. Inzwischen durchaus interessiert hatte er die Zeitung vollends beiseite gelegt, das begonnen Kreuzworträtsel ebenfalls nicht weiter beachtet – es wäre ohnehin zu einfach gewesen.

Mit nahezu leerem Blick riss er sich vom Anblick dieses Kuscheltieres los um Gideon wieder in die Augen zu blicken, verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln dass einen Moment lang nahezu nichts mehr mit dem kindlichen Lächeln von zuvor zu tun hatte, das zu dieser Zeit immer seine Züge geschmückt hatte.
Jetzt nicht, wieso sollte es?
“Ich habe wohl keinen wirklichen Grund, hier zu sein.“, gab er dann zurück, senkte den Blick erneut, nur um Gideon einen Moment wachsam aus den Augenwinkeln zu betrachten.
Wieso stellte er Fragen, dieser Mann? Wieso sollten ihn solch unwichtige Dinge auch nur im Ansatz interessieren?
Mit einem Laut, der einem Schnauben gleichkam, wandte er den Blick endgültig ab, lauschte dennoch auf eine Antwort, oder eine weitere Frage?
Wieso nur sollte er fragen…ja, gewiss würde er es unterlassen.
Nachdenklich strich er die Ohren des Elefanten zurück.

Auch Gideons Ausdruck wurde etwas ernster, zugleich jedoch auch erstaunt darüber, dass dieser wohl tatsächlich erwachsen sein konnte, wenn er denn wollte. Noch einen Moment sprachlos in Anbetracht dessen brauchte das, was er weiter sagte eine Weile, auch wenn es nicht im geringsten so erstaunt klang, wie er war – er sah inzwischen auch nicht mehr im geringsten erstaunt aus.
„Ohne Grund hier sein und es eilig haben.“
Murmelte er im ersten Moment ohne von Jamie weiter Notiz zu nehmen, bevor er sich offen an den Jungen wandte.
„Und deine Eltern haben nichts dagegen, Jamie?“

Jamie musterte den anderen aus den Augenwinkeln regelrecht missbilligend, während er diesen eher gemurmelten Worten des anderen lauschte.
In seinen Mundwinkeln zuckte es einen Moment, und mit einem leisen Zischen stellte er Mr. Nelson für einen Moment nur neben sich, löste die Hände aus dessen Fell.
„Der Grund, aus dem ich hier bin, ist nicht mein eigener, wenn du schon fragen musst.“, meinte er dann nur eben so leise, bevor er sich wie auch der andere, erst jetzt langsam umwandte, sich erneut das Haar zurückstrich.
Auch wenn sein Blick neben dem anderen einen kurzen Moment in die Ferne glitt, so war es doch dieses Mal eine andere Art von dieser Abwesenheit.
„Haben sie nicht. Ich bin alt genug.“

Gideons Lächeln war das, wie es aus gutem Hause kam, jedoch mit einem Schuss von Arroganz, den nur Erfolg oder maßlose Überheblichkeit mit sich bringen konnte. – Gideon war sich in dieser Hinsicht immer Sicher, beides konnte nicht zu treffen, auf der anderen Seite gab es nicht so viel, woran er sich hätte erinnern können, weshalb er darauf verzichtete darüber nach zu denken. Im folgenden stimmte er auch seine Gestik auf dieses Lächeln ab.
„Entschuldige, ich wollte dir keinesfalls zu nahe treten.“
Es war gesprochen, als würde es zutiefst ehrlich meinen, und doch war allein die Formulierung die trockene, wie es von Leuten seiner Schicht erwartet wurde, was es schier unmöglich machte festzustellen, ob es nun ehrlich oder nur oberflächlich war.
Mit diesem Satz kehrte ein anderer Ausdruck auf sein Gesicht, der sich verstärkte, als er die Zeitung erneut zur Hand nahm, ebenso wie einen Kuli und das Kreuzworträtsel weiter aus füllte, es jedoch nicht versäumte noch einmal auf die Uhr zu sehen, um festzustellen, dass ein paar weitere Minuten verstrichen waren.

Immer noch mit diesem prüfenden Blick betrachtete Jamie Gideon aus den Augenwinkeln, nicht sicher, was er von diesem Menschen halten sollte.
Vielleicht war er ja eine ganze Spur zu neugierig, und dennoch hatte der Junge nicht das Gefühl als wären es unbewusste, oder gar sinnlose Fragen, die der Andere da stellte.
Nein, Jamie fühlte sich auf eine Weise getestet, die ihm doch unschön erschien. Und gleichermaßen, er beließ es dabei keine Gegenfrage zu stellen, wandte dennoch nur mit sichtlichem Widerwillen und wachsamer Vorsicht den Blick ab.
Es war so sinnlos, hier her zukommen. Grundlos. Nur für sie. Sie. Und dennoch wusste er, dass er im Innersten immer noch hoffte, er würde sie damit glücklich machen. Immerhin hatte sie gelächelt, als sie ihn gebeten hatte.
Jamie war nahe daran gequält das Gesicht zu verziehen, entsann sich dann eines besseren nachdem ihn noch immer das Gefühl beschlich, sein Nebenmann würde jede seiner Bewegungen zumindest ansatzweise beobachten.
„Natürlich.“

Mehr ab- als anwesend nahm er was Jamie sagte mit einem Nicken zur Kenntnis, füllte ein Wort nach dem anderen ein und fragte sich keine Minute später, ob es in dieser Zeitung womöglich auch noch Sudoku geben könnte, da er die Zeit kaum nur mit dem Kreuzworträtsel herum kriegen konnte. Mit einem Kurzen Seitenblick stellte er fest, dass sie durch die absolute Einöde fuhren und von dem Schloss noch kein Türmchen zu erkennen warm, was ihn wiederum einen Moment verdrießlich stimmte, bevor er für sich den Kopf schüttelte, einen Moment nach dachte und ein weiteres Wort auf schrieb.
Mochte es vielleicht nicht so scheinen, fragte er sich jedoch, wie es zu Jamies Stimmungswechsel hatte kommen zu können. – Er hatte nach dem Grund seines Aufenthaltes gefragt und ab da war dieser Junge immer ernster geworden… - Warum er diesen Elefanten mit sich herum trug? Gideon fiel nichts plausibles ein, dennoch wollte er nicht fragen – nicht jetzt denn wie es schien, würde der andere nicht begeistert davon sein.
Einen Moment hängte Gideon sich an diesem Gedanken auf, musterte den Jungen flüchtig, dann die anderen, deren Köpfe er sehen konnte. – Ihn sah niemand an. – Warum? – Mieden sie ihn? Hatten sie nichts bemerkt? – Hatte er etwas falsches gesagt? Er merkte, dass er mitten im Buchstaben inne gehalten hatte, schrieb dann das ganze Wort zu Ende, bis er weiter darüber nach dachte, ob jemand in diesem Shuttle ernsthaft etwas gegen ihn haben konnte, oder ob er sich gerade alles nur einbildete. Es sprach ihn bisher niemand der anderen an und nachdem ihm auch sonst nichts irgendwie ungewöhnliches auffiel, beruhigte er sich auch innerlich wieder, schrieb die letzten beide gesuchten Wörter recht schnell auf.

Nur ab und an warf Jamie einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster oder lugte aus den Augenwinkeln kurz zu dem Rätsel dass der andere in beachtlicher Geschwindigkeit löste.
Es interessierte ihn nicht, nur am Rande, und kaum, dass er tatsächlich auch nur ein Wort von dem geschriebenen nachlas, musterte er so mehr oder minder leer das Blatt, dann der nächste Blick aus dem Fenster.
So sinnlos.
Mit einem Seufzen hob er seine Tasche zu sich auf den Schoß und kramte eine Weile ziellos darin bevor er einen bunten Würfel herauszog und ohne wirkliches Interesse an diesem zu drehen begann.
Nein, es war so uninteressant, so unwichtig, und Jamie war sich nicht bewusst, wieso sie ihn hatte hier haben wollen.

Nachdem er das Rätsel abgeschlossen hatte und im Rest der Zeitung kein Sudoku gefunden hatte und auch nichts anderes, womit er sich die Zeit vertreiben könnte, legte er die Zeitung beiseite und fuhr sich durch die Haare, bevor er sie gleich wieder zurück an Ort und Stelle schob und seinen Kragen sowie den Seidenschal zurecht schob.
Kurz warf er dann einen Blick auf Jamie der inzwischen mit einem dieser Drehwürfel beschäftigt war, oder zumindest einen in der Hand hielt, fragte sich, ob Jamie die Logik hinter diesen Würfeln kannte, verwarf den Gedanken jedoch gleich wieder und sah auf seine Uhr. Sie müssten jeden Moment da sein. Dementsprechend warf er einen blick aus dem Fenster und stellte fest, dass das Schloss tatsächlich in Sichtweite gerückt war und sie sich geradewegs darauf zu bewegten.

Jamie hatte den Würfel ohne ihn wirklich anzusehen in einer ebenso beachtlichen Geschwindigkeit richtig gedreht, betrachtete eine weile prüfend jede einzelne Seite, jede einzelne Farbe.
Facetten, verschiedene Seiten, Farben…und wieder warf Jamie einen kurzen Blick zu Gideon.
Er fragte sich insgeheim, ob er noch eine andere Seite von diesem Menschen zu sehen bekommen würde. Es schien ihm nicht, als würden diese bisherigen Worte, die sie gewechselt hatten, sonderlich viel aussagen.
Genug um in Jamie den Anschein zu erwecken, dass der andere entweder sehr neugierig war, oder allerdings – und das hielt er mittlerweile für deutlich wahrscheinlicher – nur ungern über sich selbst sprach.
Am Ende, als das Fahrzeug langsam zum Stehen kam und Jamie mit einem Lächeln, das seine Augen letztendlich nicht erreichte – verflog der Gedanke mit der umso deutlichen Gewissheit, dass es nicht von Bedeutung war, und weder er an Gideon, noch Gideon an ihm sonderliches Interesse zeigen sollte.
Es war nicht von bedeutung.
Und mit diesem Gedanken warf Jamie den Würfel zurück in seine Tasche, stopfte auch den Elefanten dazu, in mechanischer Gewissheit.
In seinem Inneren sträubte sich etwas dagegen. Er war sich der Sinnlosigkeit bewusst, dieses Plüschtier mit sich zu schleppen, und dennoch griff er danach, wieder und wieder, ohne sich ihm entledigen zu können. Es ging nicht. Es war doch für sie, für Susan.
Und für sie würde er alles tun, bestimmt, alles. Denn es gab in seiner Welt niemand anderen, außer ihr, und diesem verfluchten, geliebten Elefanten.
Jamie schloss einen Moment die Augen bevor er sich in stiller Manier erhob, und Gideon letztendlich doch die Hand entgegenstreckte.
„Es hat mich gefreut ihre Bekanntschaft zu machen, Gideon.“

Als das Shuttle ein rollte und schließlich zum stehen kam, war Gideon über alle Maßen erleichtert, auch wenn das „Gespräch“ mit Jamie nicht fortgesetzt worden war und der junge auch nicht wieder so kindlich-dumm herumredete, vielleicht hatte gerade das für Erleichterung bei Gideon geführt. Ernste Menschen waren nicht so gesprächig, aber Menschen die nicht gesprächig waren, stellten auch keine Fragen – und meistens konnten sie sich auch benehmen.
Er selbst war gerade dabei sich zu erheben, als er Jamies Hand registrierte, den anderen kurz überrascht an sah, dann flüchtig ein Lächeln zu erkennen war und er schließlich seinerseits die Hand reichte.
„Mich ebenso.“
Erwiderte er jedoch nur kurz, bevor er sich tatsächlich erhob, die Zeitung noch nahm und auch seinen Stock und möglichst wenig humpelnd in Richtung der Tür ging. Über die Stufen ärgerte er sich zwar maßlos, aber erneut schaffte er es ziemlich Problemlos auf festen Boden zu gelangen und dabei weder seinen Stolz noch seine Eitelkeit zu verletzen, indem er etwaige Blicke auf sich zog.
Um die Koffer kümmerten sich – zu seiner Erleichterung – augenblicklich die Angestellten des Hotels, die sie eilig hinein schufen und Gideon schmunzelte kurz. – In ihren Livreés musste ihnen ja auch kalt sein. Für das Gebäude in dem die Personen verschwanden hatte eher wenig Aufmerksamkeit übrig. Er musterte es, stellte die Zeit fest und dass es ausgiebig saniert und modernisiert worden war.

Jamie lachte, kaum dass sich Gideon abgewandt hatte, und sah ihm mit zweifelndem Blick nach.
„Das wage ich zu bezweifeln.“, murmelte er zu sich selbst bevor er sich langsam in Bewegung setzte das Fahrzeug zu verlassen, und auch wenn er Gideon draußen ein weiteres Mal kurz in Augenschein nahm, so ging er doch nicht weiter darauf ein, ignorierte in seiner jetzigen Ansicht jeden Wind, jedes Wetter, achtete nicht auf den Schnee oder die Angestellten sondern ging ohne sich zu jemandem umzuwenden auf das Schloss zu.
Immerhin, er hatte kein Gepäck, kein zu großes, dass die Bediensteten hätten tragen müssen, und am Ende fand Jamie solche Hilfe dann doch im Grunde nutzlos, wenn nicht gar anmaßend, sie in Anspruch zu nehmen.
Kaum dass er näher vor dem Gebäude stand, runzelte er noch einmal die Stirn.
Außer natürlich, man war verletzt…dieser Gideon, was hatte er am Bein?
Jamie schüttelte nur für sich den Kopf.
Es war unwichtig, natürlich war es das. Immerhin hatte er erst vor kurzem Beschlossen das auch kein Grund bestand ein Wiedersehen zu erwarten.
Mit einem leichten, angedeuteten Kopfschütteln betrat er das Gebäude.
Es war tatsächlich ein durchaus anschaulicher Empfang, und auch wenn der Raum durchaus angenehm eingerichtet war und es an nichts fehlen sollte, fühlte sich Jamie schon vom ersten Moment an unwohl.
Mit einem gedanklichen Seufzen bewegte er sich auf den Tresen zu hinter dem zwei weitere Angestellte zu warten schien und Jamies Missmut gar nicht zu bemerken schienen.
Mit freundlichem Lächeln fragten sie lediglich nach seinem Namen, und Jamie, der von all dieser widerwärtigen Höflichkeit, die im Grunde nur unehrliche Freundlichkeit widerspiegelte, antwortete recht gleichgültig.
„James Carlton…“, wiederholte die Dame am Empfang langsam und reichte ihm letztendlich die Karte. Jamie warf nur einen kurzen Blick auf die Zimmernummer bevor er sich zu einem Lächeln bemühte und sich von den beiden verabschiedeten die sich nicht weiter um ihn kümmerten. Jamie machte sich recht ziellos durch die Gänge des Schlosses, allein, nachdem er all diese Formellen Dinge erledigt hatte. Routine, Gewohnheit. Es war im Grunde alles doch nichts besonderes, keine Freude wert.

Gideon in des hatte sich geradezu beabsichtigt Zeit gelassen und gewartet, bis die Meisten der anderen bereits drinnen waren, sogar weg waren. Vor der Tür, neben einem Aschenbecher, oder zumindest in dessen Nähe hatte er gewartet, sich einen seiner Zigarillos angezündet und geraucht. Erst als er sich sicher war, dass die anderen zumindest vom Empfang weg sein müssten drückte er ihn aus, begab sich ins innere, sah sich kurz um und stellte fest, dass zumindest die Eingangshalle nach seinem Geschmack war – groß, hell, aber nicht zu hell, edel aber nicht protzig. Sarkastisch dachte er daran vermutlich die meiste Zeit hier und in der Lobby zu verbringen, wenn seine Zimmernachbarn zu den lauteren Gesellen gehören würden – was bei ihm perse der Fall war.
Die Begrüßung erwiderte er aus der Gewohnheit ebenso freundlich und mit einem kurzen Nicken, brauchte nicht einmal mehr seinen Namen sagen, da seine Karte ohnehin die letzte war, die verblieben war. Ohne sich auch nur einen Satz durch zu lesen unterschrieb er, sah vier säuberliche Stapel von Papieren und runzelte die Stirn, als sein Zettel mit der Unterschrift auf den Zettel kam, an dessen Kopf James Carlton stand. Eigentlich hatte er sich entschlossen nicht weiter danach zu fragen, war aber doch insofern unruhig, dass er auf diesen komsichen Jungen verzichten konnte.
„Entschuldigen sie – haben diese unterschiedlichen Stapel eine Bedeutung?“
Es war eher beiläufig gefragt, während er seine Karte nahm und kurz auf ihre Richtigkeit überprüfte, wurde ihm eine Antwort gegeben, die beinhaltete, dass das Schloss in Flügel aufgeteilt sei und in jedem Flügel zwei bis vier Schlafzimmer seien, die an einen größeren Salon als Aufenthaltsraum angeschlossen seien und jeder Stapel für einen Flügel stünde. – Er sei im Westflügel. Noch immer höflich bedankte er sich, auch wenn er innerlich seufzte und kurz davor war, zu fragen, ob sich daran noch etwas ändern ließe, verzichtete dann jedoch darauf und dachte daran, dass es sich einfach nicht gehörte und er es wohl ertragen müsste. Die Lobby schien ihm viel bequemer als noch zuvor, als er jetzt noch seinen PIN wählte und auch den Rest des allgemein zugänglichen Bereiches musterte.

Jamie hatte einige Zeit gebraucht um das Zimmer zu finden, dass ihm für die nächste Zeit zustand. Ein recht schlichter Raum, der an einen dafür beachtlichen Salon angrenzte und in diesem Sinne überaus zufrieden stellend ausfiel.
Jamie benötigte nicht allzu viel, selbst in diesem Raum schien ihm die vorhandene Dekoration doch fast schon störend.
Mit einem seufzen ließ er sich auf eines der Sofas sinken und ließ den Blick aufmerksam durch den Raum gleiten. Die Tasche hatte er im Zimmer abgelegt, allein Mr. Nelson saß noch immer schweigend und stumm lächelnd neben Jamie auf der Couch während dieser die Augen schloss und sich zurücklehnte.
Ein paar Wochen, das würde er aushalten. Am Ende war es doch nicht so schlimm hier.
Und dennoch beschlich ihn immer öfter das Gefühl dass es andererseits auch nicht die einfachste Zeit werden würde.
Erneut öffnete er nachdenklich die Augen, drehte aus Langweile Mr. Nelson zu sich um, und auch wenn seine Stimme nicht diesen kindlichen Klang hatte, als er zu dem Elefanten sprach, so klang es doch auf eine weise vertraut. „Na, nun werden wir es hier aushalten müssen, wir zwei.“

Gideon hatte sich nicht beeilt – konnte er auch nicht, aber wenn er es nicht einmal wollte, fiel ersteres nicht so sehr auf. Als er dann jedoch vor der Tür stand und seine Karte durch das Lesegerät zog, anschließend den PIN ein gab und hörte wie das Schloss die Tür frei gab, fragte er sich, ob dieses Hotel diesen Schnickschnack wirklich brauchte. – Es war modern und es ging vergleichsweise schnell, aber es war genauso umständlich, wie jeder Schlüssel. Noch bevor er die Tür öffnete, steckte er die Karte wieder in sein Portemonnaie und dieses in die Innentasche seines Mantels. Die Koffer müssten wohl schon oben sein und auch wenn es ihn störte, dass fremde Leute so viel Zugang zu seinen Sachen hatten, war es ihm auch eine Erleichterung sich nicht selbst darum kümmern zu müssen – diesmal weniger aus gründen seines Stolzes, als aus praktischen.
Dass er, kaum dass er den Raum betreten hatte, diesen jungen sah, überraschte ihn nun eher weniger, weshalb es ihm nicht schwer fiel Jamie mit nichts weiter als einem kurzen Nicken zu bedenken, bevor er sich seinerseits in Richtung seines Zimmers begab und dort seinen Mantel ablegte, kurz einen Blick durch den Raum schweifen lies und sich anschließend darum kümmerte, dass er einen Spiegel fand und seine Haare richtig geordnet bekam, sowie auch sonst alles stimmte. – Dem zur Folge trat er erst gute dreißig Minuten Später aus seinem Zimmer.

Jamie sah auf, als die nächste Person den Raum betrat, wenn er auch nicht gleich den Blick zu jener Gestalt umwandte, sondern auf Schritte lauschte.
Es waren nur leise Schritte, kaum weiter auffällig und letztendlich blickte er doch aus den Augenwinkeln zu Gideon der die Lobby betrat, beobachtete ihn eine Weile aus den Augenwinkeln, beobachtete den ja eher schleppenden Gang, bevor er die Augen wieder schloss, das Nicken nur kurz erwiderte.
Eine anstrengende Zeit, war es nicht das? Es war durchaus ein seltsamer Mensch, dieser Gideon, und Jamie begegnete diesem nur mit sichtlicher Skepsis wenn auch nicht mit wirklicher Abneigung.
Anders wie er fand die Haltung Gideons selbst, und Jamies Vermutung diesbezüglich brachte ihn dann letztendlich doch zu einem bitteren Schmunzeln, kaum dass Gideon in seinem Zimmer verschwand und Jamie seine Tasche abwesend ausräumte, während der andere weg war, die Gegenstände nacheinander prüfend musterte.
Ein kleines Schachspiel mit edlen Holzfiguren, der Drehwürfel, Mr. Nelson, ein langer, aufgewickelter roter Faden, einige Pullover die eine ähnliche Farbgebung wie sein jetziger aufzuweisen hatten, von schlichten Braun bis Grautönen.
Das vermutlich noch auffälligste Kleidungsstück in dieser Sammlung war der rote Schal, den er im Moment nicht weiter betrachtete.
Einige ebenso schlicht gehaltene Jeanshosen, mehrere kleine Spielwürfel, Karten, und ein kleiner runder schwarzer Stein, den Jamie seit einer geschätzten Ewigkeit so bei sich trug.
Immer noch betrachtete er die Gegenstände, eine sichtlich lange Zeit, bis er meinte zu hören wie Gideon aus seinem Zimmer trat, die Gegenstände zusammen schob und sich erneut mit geschlossenen Augen zurücklehnte.

Den Stock hatte er in seinem Zimmer liegen lassen und fühlte sich so um einiges freier, als mit Stock. Kurz musterte er Jamie, wie er allen möglichen Kram anscheinend zur Seite schob und schließlich wieder so tat, als täte er nichts und als würde ihn wirklich nichts interessieren. – Seltsamer Junge, dachte Gideon sich und schüttelte gedanklich den Kopf und ohne eine weitere Miene zu verziehen begab er sich in Richtung des Fensters und betrachtete zunächst die Scheibe, verlagerte sein Gewicht auf das gesunde, linke, Bein und verschränkte die Arme, stützte sein Kinn auf die Linke Hand, ohne es wirklich zu registrieren und sein Blick wanderte zunächst über die von wenigen Laternen beleuchtete Parkanlage, dann über die Fensterscheibe selbst, bis sein blick auf das leicht verzerrte Bild von Jamie – James Carlton – fiel und er den Jungen so einen Moment musterte, bevor er wieder ohne etwas bestimmtes anzusehen aus dem Fenster sah. Seltsam dieser Junge – war der Sohn eines angesehenen Anwaltes, wenn er sich nicht irrte, und anscheinend nicht ganz Dicht, wenn er den Plüschelefanten und den Aufzug von Jamie betrachtete.

Jamie, dem der Blick des anderen durch das Fenster keinesfalls entging, ignorierte es im Grunde doch geflissentlich, auch wenn sein Blick aus den Augenwinken immer wieder zu dieser Gestalt und seinem Spiegelbild auf der Fensterscheibe.
Nachdem er eine Weile darauf verzichtete, etwas zu sagen, oder in sonstiger Weise auf ihn zu reagieren, legte er letztendlich doch den Kopf schief und sah ihn unverwandt an.
„Dein Bein, was ist damit?“, fragte er dann, hatte erst überlegt ihn doch letztendlich so förmlich zu begrüßen. Es wäre doch nur ärgerlich, sie würden wohl einige Wochen in nächster Nähe verbringen, und er hielt es nicht für lästig, wenn diese Kluft von gespielter Freundlichkeit bestand.
Er mochte ihn scheinbar nicht, und der Gedanke fiel Jamie nicht weiter zur Last, umso ärgerlicher war es, sich zu höflich zu verhalten. Wozu also?

Gideon hätte als drei Sekunden auf die Uhr schauen können, fragte sich sogar, ob er – vollkommen entgegen seiner Gewohnheit – die Koffer komplett auspacken sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch augenblicklich wieder – er würde nichts mehr wieder finden. Andererseits, so dachte er sich, würde er dann mehr Zeit brauchen – aber er hasste es Dinge zu suchen, also war es egal, was für Vorteile es geben konnte. Eine Weile ging es noch so weiter, dass er sich überlegte, was er noch tun konnte, um es gleich wieder zu verwerfen, weil es doch mehr Nach- als Vorteile gab und er ohnehin meinte noch genug Zeit hatte, sich etwas derartiges zu überlegen.
Die Frage verleitete ihn nicht etwa sich um zu wenden, oder aus der Haut zu fahren, auch wenn er letzteres gerne tun würde, es verleitete ihn lediglich dazu in Jamies Spiegelbild irgendetwas zu finden, was darauf hindeuten lies, dass er irgendetwas boshaftes vor hatte, dass er einen Scherz machte oder sonst etwas. Aber dem schien nicht so, nicht im geringsten und das brachte Gideon schon fast zu einem sarkastischen Schmunzeln.
„Ein Unfall.“
War seine Antwort in freundlichem Ton, ohne näher darauf einzugehen und auch nicht den Anschein zu erwecken, als wolle er das.

Jamie runzelte finster die Stirn als er antwortete, ärgerte sich mehr über diesen freundliches Ton indem er meinte einen Hauch von Sarkasmus wieder zu finden.
„Verstehe“, sagte er dann langsam, sichtlich zweifelnd und dennoch nickte er im Folgenden langsam.
„Du wirst mir nicht sagen, was für ein Unfall das war, oder?“
Es war nahezu – wirklich nur nahezu – eine rhetorische Frage,
Nein, er glaubte nicht, dass er eine Antwort erhalten würde, wenn er nach dem genauen Grund oder gar den Umständen des Unfalls fragte, und dennoch blitzte sichtliches Interesse in seinen grauen Augen auf, die noch immer direkt auf Gideon gerichtet waren.
Wieder schwieg er eine Weile, blieb in der Annahme, bevor er sich entschloss von dem Thema weg zu lenken, dass er angeschnitten hatte, deutete auf das Schachbrett auf dem Tisch. Er war sich recht sicher, dass Gideon die Bewegung sehen würde.
„Spielst du?“

Er verstünde, Gideon war kurz davor aufzulachen, schüttelte bloß leicht den Kopf, bevor er wieder hinaus sah, diesmal eine Laterne anvisierte.
„Nein.“
Antwortete er kurz angebunden und diesmal ohne jegliche Gefühlsregung, die einzige Regung die erahnen lies, dass mehr hinter dieser kühlen Antwort steckte war, dass er sich erst durch die Haare strich, sie wieder zurück strich und sich vergewisserte, dass sein Schal noch saß.
Den Kurzen Wink Jamies registrierte er jedoch trotzdem, wandte sich kurz um, musterte das Schachbrett.
„Nein.“
Es war einfacher mit nein, als mit Ja zu antworten, aber ihm stand gerade nicht unbedingt der Sinn danach und dass das Nein demnach gelogen war, war offensichtlich, was er aber auch nicht zu verbergen suchte.

Jamie antwortete allein mit einem dieses Mal doch deutlich schwerem Seufzen und wandte den Blick letztendlich wieder ab.
Ja, er wusste nicht, was für ein Problem dieser Kerl hatte, doch er schien sich ja wirklich zu bemühen von Minute zu Minute unsympathischer zu werden.
„Na wie du meinst…“, murmelte er dann, eine Spur ungläubig. Man konnte ja niemanden zwingen, zumindest hatte Jamie nicht vor, es zu versuchen.
Ein Unfall also. Das war durchaus interessant, wenn Jamie es doch schaffen sollte in den nächsten Wochen mehr zu erfahren.
Missmutig, und in diesem Sinne eher nachdenklich als weiter am anderen interessiert erhob er sich um die Küche nach einer Kaffeemaschine abzusuchen.

Gideon wandte sich mit einem Ausdruck wie kurz zuvor um und fragte sich wieder einmal, wie dieser Junge sein konnte, wie er war. Es war ihm ein Rätsel, aber auf der anderen Seite, war er ebenso der Meinung, dass die Beantwortung der Fragen, die sich ihm aufdrängten, auch später beantwortet werden konnten, wenn er sich ein allgemeineres, am besten wirklich Wertfreies Bild machen konnte. Es entsprach nicht seiner Natur einfach jemanden als etwas auf Dauer abzustempeln. Nun gut, vielleicht am Anfang, damit er einen Menschen handhaben konnte, aber Himmel, auch er konnte Mal irritiert sein. – Nein, das konnte er nicht, andere wollten ihn irritieren. Kurz verdunkelte sich sein Ausdruck. Es war doch immer so gewesen, dass andere ihn immer hereinlegen wollten, ihn immer irgendwie vorführen wollten, aber er hatte sich nie hereinlegen lassen – nicht weil er andere runter machte, wie es die Eigenart gewisser anderer Leute war, sondern weil er vorsichtig war und andere durchschaute. Er würde sich nicht von Jamie hereinlegen lassen und dementsprechend wandte er sich um, mit einem halben Grinsen auf den Lippen, halb mit einem Funkeln in den Augen, welches nicht wirklich zu seiner höflichen Art passte, sondern eher zu seinem Stolz und seinem Ehrgeiz, ebenso wie es zu seinem Charakterzug passte jede Herausforderung anzunehmen, umwandte und in Richtung des Schachbrettes ging. Dass Jamie in die Küche gegangen war wusste er, aber auch, dass sie nicht weit weg war.
„Jamie, kannst du eigentlich Schach spielen?“
Fragte er von daher mit einer Betonung die zu seinem Gesichtsausdruck passte laut in den Raum hinein.

Jamie, der eben probeweise einige Knöpfe auf der Maschine, die er gefunden hatte, nacheinander betätigte und etwas erschrocken beobachtete wie die dampfende Flüssigkeit auf den Boden schoss, zuckte zusammen als er die Stimme vernahm, außerordentlich überrascht, dass der andere tatsächlich etwas gesagt hatte. Tatsächlich wieder gefragt hatte. Tatsächlich wieder darauf einging.
Er brauchte fünf Sekunden um zu verhindern dass der heiße Kaffee weiter unkontrolliert über den Rand der Maschine lief, bevor er durch die offene Tür antwortete, mehr rufen musste um sich sicher zu sein, dass er ihn hörte.
„Sonst hätte ich nicht gefragt“, gab er nur etwas abschätzig zu bedenken, verstand die frage nicht sicher, ärgerte sich nur über den Ton.
Und kaum dass er habherzig den entstandenen Schmutz in Form einer braunen Pfütze entfernt hatte, stampfte er etwas genervt zurück in den Raum und ließ sich mit unbewegter Miene da nieder, wo er schon zuvor gesessen hatte, missmutig, verärgert über sich selbst UND Gideon.

Gideon konnte sich ein leicht spöttisches Grinsen nicht verkneifen, bevor er das Schachbrett abschätzend musterte, sich dann an Jamie wandte, als wäre mit diesem alles in Ordnung. Nur seine Augen verrieten Ansatzweise, wie sehr er darauf achtete, was der Junge tat und was es bedeuten könnte.
„Vermutlich nicht.“
Lies er nur verlauten, musterte Jamie einen Moment, bevor er sich in Richtung eines Bildes, anstatt des Fensters zu begeben und es eine Weile eher halbherzig studierte, sich fragte ob er selbst von seiner Meinung abrücken sollte, und Jamie fragen sollte, ob er doch spielen wollte – und wenn er sich dafür, wie er es fragte – oder ob er einfach weiter das Bild des frühen Impressionismus weiter studieren sollte und abwarten sollte, was weiter geschah. – Er entschied sich im Nachhinein für letzteres. Es wäre einfach… lächerlich gewesen zu fragen und gleichzeitig kam es ihm überhaupt alles gerade falsch vor, so… unpassend.
„Hat dein Vater dir beigebracht zu spielen?“
Fragte er stattdessen durchaus in einer etwas überheblichen Art.

Jamies Blick war wachsam, und jede Bewegung die der Andere tat verfolgte er mit den Augen nach, immer noch auf dem Sofa sitzend, bevor er sich erhob und neben ihn zu dem Bild trat.
„Impression – Soleil Levant….Claude Monet wenn mich nicht alles täuscht.“, verkündete er dann mit eben jener Halbherzigkeit die dieser Mann bei dem Blick auf das Bild in Jamies Augen auszustrahlen schien.
Prüfend musterte er das Bild des Sonnenunterganges, ein ja so beliebtes Bild.
Jamie fand es zu protzig. Zu übertrieben, diese ganze Kunstepoche.
Dann erst wandte er sich wieder Gideon zu, wollte gerade den Mund öffnen um zu sprechen – diese spöttische Art dessen missfiel ihm – wurde dann dadurch unterbrochen, dass Gideon selbst die nächste Frage stellte. Frage über Frage.
Und diese ließ Jamie verstummen.
Lange Zeit, bevor er sich wieder dem Bild zuwandte, ohne es wirklich anzusehen.
„Mein….Vater…..mein Vater hat es mir nicht beigebracht….nein….“, murmelte er dann.
Vater….hatte er ihm je…etwas beigebracht? Ein Spiel? Hatte Jamie je ein Spiel gelernt? Seit wann konnte er Schach spielen? In seiner Welt blieb keine Zeit für Schach. Wieso also sollte er es spielen können? Wieso sollte er es überhaupt lernen?
Ganz langsam zog sich ein bitteres Lächeln über seine Lippen. „Ja…es….es ist sinnlos…eine Zeitverschwendung, es zu können….Schach…..wieso sollte ich es lernen…“
Seien Stimme verzerrte sich in seinem eigenen, plötzlichen Auflachen bevor er zurück zu dem Sofa ging und sich kraftlos fallen ließ, mit leerem Blick die schwarzen und weißen Kacheln des Brettes musterte.
Zeitverschwendung….

Gideon musterte Jamie wie er so sprach, über seinen Vater, darüber, dass er es ihm nicht beigebracht hatte, einen Moment schoss ihm die Frage durch den Kopf, ob der Anwalt sich überhaupt für seinen Sohn interessierte. Sein eigener Vater hatte sich soweit er wusste nur im gemeinsamen Urlaub für mehr als seine Noten interessiert, aber er konnte sich auch irren. Sein Vater eigentlich nett, humorvoll. Seine Mutter hatte ihn gemocht und auch Pam mochte seinen Vater. Er wog den Kopf leicht, blieb wo er war, musterte das bild weiter, begann die Pinselstriche zu zählen, die er sehen konnte, bevor er sich – ohne sich umzuwenden erneut an Jamie wandte.
„Warum willst du dann spielen?“
Sein spöttischer Ton war einem eher ernsten, nüchternen Ton gewichen, der keinerlei Verständnis – nicht einmal Kenntnis – von Gefühlsregungen, sondern blos von bloßen Fakten zu haben schien.
Nein, etwas stimmte da nicht und als er den Jungen noch einmal aus den Augenwinkeln musterte, fiel ihm auf, dass dieser nicht die geringste Notiz von dem Plüschelefanten mehr nahm. – Überhaupt hatte er nicht mehr gehört, dass Jamie mit ihm gesprochen hätte, seit er ernster war.
„Oder hast du kein Interesse mehr? – Mich würde es interessieren, wie gut du bist.“

Jamie reagierte zuerst nicht, nicht im geringsten.
Schach. Wieso sollte er Schach spielen? Wer hatte ihm das Schach spielen beigebracht?
Er konnte doch nicht Schach spielen. Wieso sollte er es können? Sei Vater hatte recht, es war eine Zeitverschwendung, man musste doch anderen tun. Wichtigeres.
Arbeiten. Lernen.
Und wie um zu flüchten suchte er den Raum nach Dingen ab, die ihn beschäftigen würden. Arbeit. Er musste lernen. Arbeiten., Weiterkommen. Er durfte keine Zeit verlieren. Keine Zeit verschwenden.
Mit hektischem Blick irrte sein Blick weiter durch den Raum, bis die Stimme Gideons erneut ertönte und er mit diesem fiebrigen Blick mit einem Mal erstarrte.
„Wie gut…ich bin. Ich kann…Schach spielen. Ja, ich spiele…gut…Schach. Lass uns Schach spielen.“
Und mit einem Mal war es wieder da, das wachsame Blitzen in seinen Augen kaum dass er mit wild klopfendem Herzen, dem der Schmerz regelrecht innewohnte, ohne dass er sich diesen Erklären konnte, die Hand ausstreckte um die Figuren aufzubauen, Ganz selbstverständlich, und keine Widerrede akzeptierend, ebenso wie er ganzb selbstverständlich annahm, dass Gideon mit den schwarzen Figuren zu spielen hatte. Etwas anderes passte einfach nicht zu seinem Charakter.
Jamie lehnte sich zurück, bemüht lässig, wiederholte nur das „lass uns Schach spielen“, und auch wenn er sich bemühte so waren seine Züge doch blass, sein Kopf erfüllt von dieser fiebrigen, ungekannten Leere, die den Grund des Spielens verschluckte, keinen Sinn mehr ließ.

Gideon beobachtete Jamie im folgenden aufmerksam, machte im Prinzip auch keinen Hehl daraus, auch wenn das Blitzen von zuvor in seinen Augen einem eher stoischen Ausdruck gewichen war, der aber auch verraten konnte, dass Gideon ein guter Pokerspieler sein könnte – und es auch war; das Problem dabei war nur, dass er die Regeln nicht mehr kannte und keinen Nerv hatte auch das noch zu lernen, da es mehr als nur seine Eitelkeit und seinen Stolz verletzen würde. Ruhig nahm er gegenüber Jamie Platz und registrierte nur am Rande, dass er schwarz hatte und dem zur Folge Jamie beginnen würde. Einen Moment studierte er noch dessen Gesicht, dann lehnte er sich zurück und musterte die Schachfiguren, als wären sie das interessanteste was es gibt, ohne jedoch von der einzelnen Figur in ihrer Bedeutung Notiz zu nehmen. Ohne dass er es wollte kamen ihm Gesprächsfetzen ins Gedächtnis, die ihm immer wieder begegnet waren und dann natürlich Pam. Wie sie ihm gegenübersaß, mit den schwarzen Figuren. Kurz blickte er irritiert auf das Schachbrett, registrierte die schwarzen Figuren und wollte gerade etwas sagen, als ihm wieder bewusst wurde, dass er nicht gegen Pam spielte, sondern Jamie. Spielte er überhaupt gegen Pam? Sie stellte ihm mehr fragen und warf alle möglichen Dinge zum Schach ein.
„Denk einfach nach – du hast, Gid. Wirklich.“
Hörte er sie sagen, wie immer, wenn er genau dem ausweichen wollte, was sie von ihm wollte.
„Den ruhig über deine Züge nach, aber auch über anderes. – Dir kann doch nichts passieren, das sind Glasfiguren.“
Es waren Glasfiguren. – Der dritte Satz.
„Du hast früher ja auch viel Schach gespielt…mit deinen Freunden“
Ohne es zu bemerken hatte er mit der rechten Hand nach dem Ring an seinem linken Finger unter dem Handschuh getastet, sich vergewissert, dass er noch da war und drückte unbewusst auf ihm herum.
„Jetzt schau nicht so. Wir spielen Schach, aber das heißt nicht, dass du deine Gedanken darauf versteifen musst. – Es geht nicht darum zu gewinnen… jedenfalls nicht jetzt, danach.“
Es war ein Satz den sie immer wieder sagte, der ihm immer wieder im Kopf wieder hallte, er immer wieder wieder erkannte, immer ihr Gesicht, ihr Gesicht immer anders. Und dann war da jemand anderes, der ihn an grinste.
„Es geht nicht ums Gewinnen, Gid – gewöhn dich dran, dass ich besser bin als du. Ich hab’s dir immerhin beigebracht.“
Seine Hand verkrampfte sich und mit einem Mal lag sein Blick auf den Figuren, auf einer nach der anderen und er hatte das Gefühl die letzten Züge genau zu kennen, die er irgendwann gegen jemanden gemacht hatte, den er irgendwann wohl gut gekannt hatte. Als sein Blick wieder auf die schwarzen Figuren fiel klärte sich das Bild auf – er hatte nie die schwarzen gehabt, es war irgendwie falsch – aber er sagte nichts. Er spielte nicht gegen Pam und niemand anderes den er kannte, sondern gegen Jamie. Ja, er spielte gegen Jamie, aber warum dachte er an Pam – warum funktionierte all das besser, was nie funktioniert hatte? Was war anders? Erneut schoss ihm ein Bild durch den Kopf, er wusste nicht wie er saß, oder wo sie waren, aber der von eben lächelte aufmunternd, als würde er heulen. Er verdrängte das Bild, den Gedanken an sich selbst und knirschte leicht mit den Zähnen, biss sich dabei auf die Zunge und kam endgültig wieder zur Besinnung, in die Gegenwart. Kurz wanderte sein Blick auf das Brett, Jamie begann, hatte er schon etwas gesetzt?

Irgendetwas am Blick seines Gegenübers störte Jamie, schüchterte ihn regelrecht ein, und kaum dass beide saßen vertiefte sich Jamie in die Miene des anderen, nachdenklich, prüfend, versuchte zu erraten, was der andere dachte.
Es half nichts – natürlich half es nichts. Woher hätte er etwas wissen sollen? Woher hätte er auch nur etwas erahnen können?
Und dennoch war es dieses eine Mal unheimlich, dieses Schweigen.
Jamie schwieg dennoch, wagte es nicht diese auftretende Stille zu zerstören in die er so versunken schien, und deren Anwesenheit Jamie selbst kaum registrierte.
Recht mechanisch versetzte er die erste Figur, so, wie er sie immer versetzte.
Und wieder durchzuckte ihn die Frage, wieso er diesen Zug machte, den er immer machte.
Immer machte.
Wann?
Wann hatte er je Schach gespielt?
Und dennoch tat er den Zug mit völliger Sicherheit, regelrecht automatisch, bevor er sich langsam zurücklehnte und abwesend das Brett betrachtete, nachdem er es aufgegeben hatte auf eine ersichtliche Regung Gideons zu Lauern.
ER verschwieg auch die Frage, die ihm so schlicht sie auch sein mochte auf der Zunge brannte. Worüber dachte er nach?
Jamie sagte dennoch nichts, griff in seiner Unsicherheit traumwandlerisch nach dem Elefanten der lächelnd neben ihm saß und sie beide beobachtete-
Dieser verfluchte Elefant. Jamie fühlte sich immer beobachtet. Immer. Und jedes Mal glaubte er, Susan würde zusehen, sehen, ob er gut tat, was er tat.
Und deshalb würde er gewinnen, nicht wahr? Ja, Jamie musste gewinnen.

Gideon sah noch eine Weile auf das Brett, ging jede einzelne Figur durch, fragte sich, ob sie am richtigen Platz stand und als er bei besagtem Bauern angelangt war, der nicht am richtigen Platz stand, registrierte er, dass das Spiel begonnen hatte und anschließend, dass Jamie wohl schon eine Weile wartete und ohne richtig auf das zu achten, was er griff – Hauptsache es stand in der ersten Reihe – setzte er ebenfalls einen Bauern nach vorne.
„Ich glaub’s nicht! Ich erklär’s dir grad zum dritten Mal – hörst du mir eigentlich zu?! Hey, Gid…“
Gideon verlor wieder den Faden aus der Erinnerung, wusste nur, dass er nicht zugehört hatte, dass er über etwas anderes nachgedacht hatte nur über was, das wusste er nicht mehr. Kurz blitzte das Gesicht des anderen noch einmal in seinem inneren Auge auf, anders, ganz anders, dann war es weg und Gideon wieder eher beim Schach.

Nach mehreren Zügen, in denen sein Spielpartner derartig abwesend wirkte, stoppte Jamie irgendwann einfach in der Bewegung, dabei, einen Springer zu bewegen, verharrte einfach in der Luft, musterte den anderen.
Er hatte seine Zweifel, ob dieser mitbekommen würde, dass er zögerte, musterte abwechselnd das Brett und sein Gegenüber, versuchte einen Grund daran zu finden, was Gideon so zum nachdenken brachte, und im Endeffekt fragte er sich bei diesem Maß an Aufmerksamkeit ob es eine gute Idee gewesen war, nach einem Spiel zu fragen.
Vielleicht nicht.
Vielleicht doch.
Zweifelnd setzte er die Figur ab, dieses Mal selbst ohne noch genau zu wissen, was er vorgehabt hatte, was sich bei einem zweiten Blick auf das Brett allerdings schnell wieder regelte. Jamie hatte noch nie sonderliche Probleme gehabt sich an Dinge zu erinnern. An die…wichtigen Dinge.
Mit einem Kopfschütteln fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar während er auf den Gegenzug wartete und erneut Gideon musterte.
Irgendetwas an diesem Spiel musste ja wichtig sein. Wichtig, oder einfach nur eine lange Geschichte haben. Wichtige…Geschichte. Geschichten waren nicht wichtig. Geschichten waren nie wichtig. Mit einem Schnauben beobachtete er den weiteren Spielverlauf.
Also wieso dachte er darüber nach?

Ein paar Mal öfters noch tauchte das Gesicht auf, gelegentlich auch Pams und dann kam ihm ein Bild in den Sinn. – Es waren lauter Jugendliche gewesen, die mit einem Pokal in die Kamera gegrinst hatten.
„Das war gegen Grisworth…“
Murmelte er und im nächsten Moment hielt er inne, erstaunt über die Erkenntnis, dass er die Person, die ihm anscheinend Schach beigebracht hatte so lange gekannt hatte. Erst dann bemerkte er, dass er bereits irgendeine Figur zur Hand genommen hatte und sein Blick wanderte über das Spielfeld. Mehr als nur etwas verdutzt nahm er die Hand wieder weg, musterte mit leicht gerunzelter Stirn das Brett, bevor sich seine Züge wieder glätteten, verhärteten und er sich bemühte zu erinnern ob er auch nur über einen der Züge nachgedacht hatte und dann, was sich damit noch anfangen ließe. Der nächste Zug den er machte und nicht im Geringsten dem entsprach, was er wohl andernfalls gemacht hätte, verhinderte größeres übel und seine Aufmerksamkeit wandte sich Jamie zu, dessen Zögern er nicht bemerkt hatte.
Die Gedanken an die Vergangenheit waren jetzt, so hoffte er zumindest, vollends vergessen, auch wenn irgendetwas an Jamie ihn an jemand anderes erinnerte. Warum wusste er nicht, aber es interessierte ihn gerade auch nicht weiter. Er würde jetzt sehen was Jamie machte und da er in der Partie ohnehin schlechte Karten hatte, würde er sich als Ziel setzen sein Gegenüber etwas mehr zu studieren, um sich bei einem möglichen nächsten Spiel darauf konzentrieren zu können. Auf die Gegenwart und nicht auf die Vergangenheit. Seine Lippen pressten sich leicht aufeinander. – Was wollte er mit der Vergangenheit, wenn sie ihm das eingebracht hatte – war wohl besser, wenn er sich nicht mehr an so viel erinnern konnte.

Jamie, dem der geringfügige Wandel im Blick Gideons nicht entgangen war, nickte nur leicht für sich.
„Schach ist ein tolles Spiel, nicht wahr? Man lernt viel über die Leute, mit denen man spielt.“, meinte er dann leise, nicht sicher an wen die Worte gerichtet waren, bevor er einen Turm bewegte und ein „Schach“ murmelte, den Turm nur langsam losließ und sich ebenso langsam zurücklehnte, angedeutet lächelte und auf einen Zug wartete.
In zwei Stunden spiel, lernt man einen Menschen besser kennen, als in 100 Stunden Gespräch.
Dachte er für sich, schmunzelte über den Satz des Philosophen. Wie wahr, wie wahr.
Jamie beschloss Gideon noch einige Male um eine Partie zu bitten.

„Gelegentlich.“
Antwortete er nur bündig und verzichtete darauf weiteres Aufhebens darum zu machen, rückte den König beiseite, überflog kurz seine Situation und legte sich zwei oder drei Möglichkeiten für den nächsten Zug zurecht, bevor er Jamie einen Moment musterte, sich fragte, wie dieser die – kurz warf er einen Blick auf die Uhr und lies ihn dort eine ganze Weile ruhen – letzte Zeit aufgenommen hatte, wie er ausgesehen hatte. Einen Moment musterte er die Uhr noch leicht skeptisch, verglich die Zeit mit seiner eigenen und beschloss dann sich die zeit nicht richtig gemerkt zu haben, da er nicht glauben konnte, so lange einfach abwesend gewesen zu sein.
Genau was Pam immer wollte.
Dachte er dann und sagte sich im Stummen, dass er sie anrufen würde um es ihr zu sagen – vielleicht konnte sie ihm auch sagen, wer der andere war, der ihm Schach beigebracht hatte und den er scheinbar schon lange kannte. Er hatte das tiefere Gefühl, dass er es nicht wirklich wissen wollte, dass es irgendwas daran gab, was … mit all dem zutun hatte, woran er keinen einzigen Gedanken verschwanden wollte. Aber er wusste auch, dass es ihm keine Ruhe lassen würde, wenn er nicht fragte.

Noch immer sah Jamie eine Weile auf das Schachbrett, versuchte die Situation im Auge zu behalten und seine Chancen für einen Sieg abzuwägen.
Im Grunde entschied er letztendlich zwischen drei Möglichkeiten, den König des Gegners in das Schachmett zu setzen, war sich nicht sicher, ob Gideon eine der wenigen Möglichkeiten in Betracht ziehen würde, um den Plan zu zerstören, spielte weiter ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden. Es war ja…ein Spiel. Nur ein Spiel, dass er nie zu spielen gelernt hatte. Seufzend wartete er auf die nächsten Züge, betrachtete Gideon aus schräg gelegtem Kopf. Als er letztendlich ein halbherziges „Schach Matt“, murmelte, mechanisch den König des anderen umstieß, sah er immer noch am Brett vorbei ins Leere, bevor er sämtliche Figuren abwesend vom Brett sammelte.
„Du hast dich nicht konzentriert“, stellte er fest, und statt dem anklagenden Ton den er ursprünglich hatte anschlagen wollen, blieb nicht viel bis auf diese abwesende, nachdenkliche Murmeln.
Spielen…Lernen…Lernen zu spielen….welch Zeitverschwendung.
Der Gedanke währte nur kurz und mit einem Seufzen lehnte er sich erneut zurück, blickte doch wieder recht unverwandt in die Augen den anderen und bemühte sich ein wenig von Stärke zu bewahren als er noch ein „Streng dich nächstes mal mehr an. – Bitte.“, hinzufügte.

Gideon hatte sich zwar vorgenommen mit den Gedanken beim Schach zu bleiben, aber es gelang ihm nicht und wenn er ehrlich war, dann wollte er es auch eigentlich nicht. – Abwechselnd wanderte seine Aufmerksamkeit bei jedem Zug von Jamie, zu diesem anderen, dessen Namen er nicht wusste und zu seinen Figuren.
Als Jamie den König umstoßen wollte, hielt er ihn noch fest und nahm ihn einfach herunter, erst im Nachhinein merkte er es, hatte er doch eigentlich eher auf seine Gedanken geachtet.
„Hey, du hast gewonnen, okay, aber du musst deshalb nicht meine Schachfiguren kaputt machen.“
Es war wieder der, der ihm das Schachspielen beigebracht hatte und eine ganze Weile musterte Gid das Muster des Brettes, bevor er überhaupt registrierte, dass er verloren hatte. Es war ein seltsames Gefühl – er hatte es nicht anders erwartet, aber es war noch… er verlor nicht, seit er sich erinnern konnte – abgesehen von dem, woran er gerade meinte sich zu erinnern – hatte er nicht verloren, nie. Er wusste nicht was für ein Gefühl es war, aber es war eine Mischung aus Belustigung, Ironie, Spott, Gelassenheit und Bestürzung, gemischt mit einer Portion aus einem verletzten Ego, welches auf Rache sann. Gideon selbst schmunzelte unbewusst, oder zumindest in Gedanken, war es doch zugleich dieses verletzte Ego, dass darauf bestand das ganze zu tragen wie ein Gentleman. – Gentleman, Herr einer anderen klasse, was für ein idiotischer Begriff. Nun gut, er hatte verloren. Stellte er ganz nüchtern noch ein letztes Mal fest, versuchte sich an die letzten Züge zu erinnern und entsann sich, dass etwa jeder zweite Zug ihm bekannt vor gekommen war, was ihn wiederum so sehr verstörte, dass er beschloss einfach weiter das Schachbrett zu betrachten, was ihm ebenfalls größte Probleme bereitete, so dass seine Gedanken zu Dingen wanderten, die er im gleichen Moment vergaß, bis sich etwas gesprochenes in seine Gehirnwindungen schlängelte und er sich erst fragte wie lange das her war, oder ob er es wirklich hörte.
„Wir werden sehen…“
Es klang nicht wirklich anwesend und es schien eher, als sei ihm noch etwas überaus wichtiges eingefallen und er wollte eigentlich aufstehen und in Richtung seines Zimmers gehen, als ein Gong ertönte und ein inneres Gefühl ihm sagte, dass es hieß, dass das Dinner angerichtet war oder es zumindest etwas anderes wichtiges gab – man sich nach unten begeben sollte. Kurz hielt er inne, folgte dann seiner Erziehung, hoffte nicht zu vergessen, was ihm in den Sinn gekommen war und begab sich hinunter in Richtung Speisesaal.
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyThu Jan 21, 2010 5:05 pm

Jamie folgte ihm mit dem Blick und einem derartig ernsten, verständnislosen Kopfschütteln, dass es zu dem Kindergesicht einfach nicht passen wollte.
Seine gerunzelte Stirn und die Ernst auf den anderen gerichteten Augen standen in sichtlichem Kontrast zu der eigentlich viel zu zerbrechlichen Statur, der viel zu hohen Stimme.
Jamie kümmerte es nicht. Jamie dachte nicht einmal daran.
Woran er dachte, das war etwas anderes.
Die Unmöglichkeit dieses Menschen.
Diese absurde Ernsthafttigkeit. Diese Arroganz, die ihm regelrecht anzuhaften schien.
und dennoch stockte er im gedanken, was für ein widerwertiger Mensch das sein musste, und belehrte sich selbst eines besseren.
Musterte das Bein des anderen, dass diesem Probleme zu bereiten schien.
musterte Schal und Handschuhe, die in einem so warmen Raum im Grunde genommen nichts zu suchen hatten.
Natürlich, draußen war es kalt. Und dennoch.
der Raum, der allein schon von seinen Farben und Lichtverhältnissen Wärme auszustrahlen schien, hatte eine überaus angenehme Temperatur.
Wozu also diese Winbterliche, fast schon empfindliche Aufmachung?
Mit einem Seufzen setzte er selbst dazu an, dem Aufruf jenes klaren Läutens zu folgen und sich selbst zu vergewissern, worum es ging.
Jamie hatte keinen wirklichen Hunger.
Den Elefant hatte er sich mittlerweile wieder unter den Arm geklemmt, wenn auch sicheer nicht so behutsam wie zuvor, und auch, wnen es eher schien als würde er ein Buch tragen, machte die Haltung die er an den Tag legte, mit diesem Plüschelefante, doch den Anschein als habe er nicht vor, diesen jemals loszulassen.
"Werden wir.", stimmte er abwesend zu und dachte glreichermaßen verbittert wie interessiert an die kommenden Wochen.
Allerdings, er würde sehen. Es sollte interessant werden.
Auf dem Gang draußen, der Jamie gleich schon wieder deutlich unbequemer erschien, fast schon unheimlich durch die Täfelung der Wand und der Bilder, die diese zierten, ging er sowohl aufrecht als auch regelrecht gehetzt letztendlich an Gideon und einem älteren Ehepaar das dort stand und sich einem Bild aus dem französischen Impressionismus zuzuwenden schien vorbei.
den beiden fremden schenkte er nur wenig Aufmerksamkeitr.
Die Frau schien ein überaus freundliches Gesicht zu haben, und auch wenn sich unter dem leicht lockigen Haar (sag ich einfach mal) die ersten Falten auf der Haut abzeichneten, schien das Lächeln dass dieses Gesicht vorzuweisen hatte deutlich jünger. (sag ich einfach auch mal.)
Jamie kümmerte sich nicht darum.

(wie hieß das Paar nochmal? Steward? und überspringen wir das essen oder bleiben wir dabei?)
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyThu Jan 21, 2010 5:29 pm

(steward, jape - oder Stuart, aber das ist ja eigentlich wurscht. Und wir spielen das Essen xD)

"N'abend."
Hatte er die beiden im Flur noch im Vorbeigehen gemustert, Jamie nicht weiter beachtet. Der Junge erschien ihm so absolut befremdlich und seltsam, ja geradezu zurückgeblieben in seinem Verhalten, dass ihn vermutlich nur noch weniges an diesem überraschen könnte.
Wenn er wenigstens diesen Elefanten weg packen könnte!
Schimpfte er zwar gedanklich, blieb sonst aber bei dem, was er unbedingt behalten wollte. Immer wieder reif er sich das ins Gedächtnis, was ihm vorhin durch den Kopf gegangen war, spürte jedoch, mit einem Hauch von Hoffnungslosigkeit, dass es ihm wieder entglitt, es jedes Mal weniger war, woran er sich erinnerte. - Nur das Gesicht, das meinte er nach wie vor zusammen zu kriegen, die Stimme. Er würde sie wieder erkennen, da war er sich sicher.
Er kannte diese Person gut - warum? Warum zur Hölle wusste er so viel mit ihr anzufangen und konnte sich nicht erinnern. - Er hatte ein Bild gesehen, da waren sie beide drauf, gemeinsam mit ein paar weiteren. Er wusste wo es war, aber er wusste, dass sie sich auch von anderswo kannten.
Er schreckte geradezu aus seinen Gedanken hoch, als er sich zu energisch auf die Unterlippe gebissen hatte, einen Fluch, seines fehlenden Erinnerungsvermögens wegen, vermeidend. Kurz sah er sich um, sah gerade noch wie zwei weitere um die Ecke bogen und folgte ihnen bis zum Speisesaal.
Dort angelangt musste er zunächst schlucken, als der Duft des Essens ihm in die Nase stieg und sein Hautton unwillkürlich zwei Töne blasser, ungesünder. Er versuchte möglichst flach, wenig zu atmen und nicht auf das zu achten, was er roch, stellte sich alles mögliche vor. Noch stand nicht alles auf dem Tisch, die Beilagen waren bereits warm gestellt, die Suppe wurde gerade verteilt, die zweite Vorspeise würde wie es schien noch folgen. Auch der Salat war bereits angerichtet.
"Guten Abend Mr. Moidore."
Grüßte er kurz einen Bekannten seines Vaters, der sich zwar an Gideons Gesicht erinnern konnte, ihn jedoch nicht einordnen konnte, bis seine Frau lächelte.
"Mr. Gold... ich meinte sie eben schon gesehen zu haben. - Es überrascht mich ein wenig, dass Sie hier sind..."
Setzte sie an, unterbrach sich jedoch und war ihrem Mann dankbar, als er das Wort übernahm.
"Ich freue mich ebenfalls. - Guten Abend."
Die kurzgefasste Art des anderen sprach Gideon in der Weise an, dass er froh war beide wieder los zu sein, dass sie ihn nicht noch ein luden bei ihnen zu sitzen. - Sie konnten sich wohl beide doch erinnern, dass er bei den wenigen Essen, bei denen er zu gegen war nichts gegessen hatte. Die Höflichkeit verbot zu fragen, das einzige, was sie tun konnten war keine Einladung auszusprechen.
Weitere Bekannte, deren Namen er kannte, sah er nicht, war auch froh darum und lies sich schließlich an einem Platz möglichst weit weg von den Speisen nieder, musterte schließlich in einer leicht abschätzigen, aber unaufdringlichen Art den Rest der Anwesenden und schließlich die Ausstattung.
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyThu Jan 21, 2010 8:01 pm

Jamie fühlte sich etwas verloren in dieser Menge an großen, grauen Gestalten.
Überall fremde Gesichter, Augen, die ihn etwas irritiert musterten.
Die meisten Anwesenden waren eoinen guten Kopf größer als der Junge, der sich auf einen der Stühle zog und den Tisch nachdenklich, sichtlich zweifelnd musterte.
"Sieh mal harry, was für ein liebenswertes Kind!", seufzte eine Frau die ihm gegenüber saß ihrem Man zugewandt, der ganz offensichtlich völlig gelangweilt in seiner Suppe herumrührte.
Dass Jamie sich an den Tisch gesetzt hatte, ohne auf die dortig anwesenden zu achten, schien diesen nicht weiter zu stören.
Wortlos stellte er den Plüschelefanten neben seinen teller auf den Tisch, die Miene gänzlich ausdruckslos, und ohne auf die Umstehende Gesellschaft oder die Reaktion der anderen zu achten, schob er sich den Löffel samt Suppe in den Mund.
Der Mann, den die blonde, etwas dümmlich wirkende Dame ihm gegenber als Harry bezeichnet hatte, musterte mit scheinbar wachsendem Unglauben den Elefanten, der mit seiner Farbe zwischen all den Gläsern und der weißen Tischdecke, der Stilvollen Blumedeko - herausstach wie ein giftgrüner Alien in der Mitte eines Politikerkreises.
Jamie war sich nicht sicher ob sie ihn, oder den Elefanten wie einen Alien anstarrten.
Und immernoch völlig unbeirrt der Tatsache, dass der ordinäre, langweilie Harry ihn abfällig musterte, dass die bloinde Frau neben ihm entzückt lächelte und ihn aus den Augenwinkeln immernoch musterte wie einen jungen, flauschigen Welpen den es zu adoptieren galt, den Blicken aller anwesenden, udn ungeachtet, wenn er es auch durchaus bemerkte der Tatsache, dass Gideon sich weit entfernt scheinbar nicht dazu bequemen wollte sich an dem essen zu interessieren.
Ich frage mich was er hat... seufzte er in Gedanken während er langsam schluckte, gelangweilt und ohne darauf zu achten, was er da aß.
"Du sag mal, mein kleiner, schmeckt das denn, nur die Pfefferkörner zu zerkauen?", fraqgte die Blondine in einer Stimme, die dermaßen süß klang, dass es Jamie den Magen verdreht hätte, hätte er aufmerksamerr zugehört.
So - immernoch zu seinem Mitbewohner starrend - murmelte er zuerst nur ein "hm?", schluckte, und wandte sich dann langsam dieser stupiden jungen Frau zu, die ihn mit einem Blick musterte der eher einem Kleinkind hätte gelten sollen als ihm.
Schon von dieser Tatsache verärgert verfinsterte sich sein Blick schlagartig, was die andere wohl auf Ekel des essens wegen schloss.
"Das schmeckt nicht, nicht wahr?", wiederholte sie, eine Hand auf die Schulter ihres deutlich älteren und genervten Harrys legend.
"Nein.", erwiderte Jamie, und schon fast aus Trotz klang seine Stimme naiv und fröhlich wie es die eines Kindes sein solte.
"Das schmeckt ganz´eklig."
Und Harry stieß ein Zischen aus während er seine Brille zurechtrückte.
"Warum isst du's dann....."
es war nur ein gemurmelter Kommentar, und dennoch blitzte in Jamires Augen einen Moment eine Mischung aus Wachsamkeit, Abneigung und gleichermaßen Belustigung auf.
So oberflächlich...
"Sie sind so schön rund", sagte er stolz udn die Frau ihm gegenüber lächelte herzlich als hätte er diese Frage so perfekt beantwortet wie es nur möglich war.
"Dein Elefant, wie heißt der denn?"
Diese dumme Frau.
Und Jamie griff nach dem Elefanen, spürte mit nahezu entsetztem Widerwillen wie er diesen über den Tisch der Blondine entgegenstrecjte - dabei mehr als nur ein GHlas Rotwein umstieß - und stolzer als es einem Menschemn eigentlich m,öglich sein sollte ausrief "Das ist Mr. Nelson! Und er ist ein geschenk von Susan gewesen!"
In den Augen aller, die am Tisch saßen und beobachteten, wie sich das weiße Tuch langsam mit dem roten Saft tränkte, spiegelte sich in diesem Moment auch mehr als Entsetzen wieder während Jamie vom Tisch sprang und durch den Raum irrte, dass auch jeder den pinken Elefanten in der Menge aus grauen und schwarzen Anzügen sah.
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyWed Jan 26, 2011 6:00 pm

Jamie war von Dunkelheit eingehüllt, die ihn für gewöhnlich nicht zu beunruhigen schaffte. In der Decke eingewickelt umklammerte er allein aus Instinkt und Gewohnheit den weichen Körper des rosa Plüschelefanten in seinen Armen, hob ihn ein Stück von sich weg, erwiderte den Blick schwarzer Knopfaugen. Er erinnerte sich wage daran, dass das Plüschtier recht zerstört ausgesehen hatte, als Gideon in Greifenberg dafür gesorgt hatte, das an Jamies statt nur der Elefant von einem Auto angefahren wurden war. Es war allein den Zimmernachbarn zu verdanken gewesen, dass der Elefant wieder halbwegs ansehlich war.
Jamie seufzte und presste sein Gesicht ins Kissen. Die Unruhe hatte weder mit der Dunkelheit, noch mit dem Haus, oder der Gesellschaft zu tun. Sicher nicht. Er fühlte sich überraschend wohl hier, wenn er den Gedanken beiseite drängte eine ungemeine Last für die beiden zu sein.
Wie jedes Mal wenn diese Unruhe ihn ergriff, entschloss er sich letztendlich aufzuspringen. Das Licht ließ er aus, den Elefanten schleifte er weiter mit sich als er auf Zehenspitzen zur Tür schlich und diese aufdrückte, nach unten schritt und auf die Haustür zusteuerte. Es musste irgendwann um Mitternacht herum sein, und er hatte nicht vor, irgendjemanden zu wecken. Als er kurz gegen ein Stuhlbein stieß hätte er über seine Gedankenlosigkeit beinahe laut geflucht. Im letzten Moment verkniff er sich den Kommentar, öffnete die Haustür, griff sich seine Jacke und schlüpfte hinaus, bevor die Tür leise wieder zufallen konnte.
Kurz verblieb er wo er war, die Atemwolke in der kalten Nachtluft vor ihm betrachtend, bevor er sich schlotternd auf den Weg machte. Seinen Blick hatte er auf den Boden gerichtet, dennoch lief er zielgerichtet voran.
Als er am Krankenhaus ankam, brannten dort nur in wenigen Fenstern noch Licht. Susans Zimmer, das er selbst von der Straße aus problemlos ausfindig machte, war dunkel. Natürlich. Ein Mensch der tag ein tag aus schlief brauchte kein Licht im Zimmer. Und dennoch gefiel es Jamie nicht, dass sie dort immer allein im Dunkeln bleiben musste.
Um diese Uhrzeit im Krankenhaus herumzuschleichen hätte wohl zumindest dafür sorgen können, dass er angesprochen wurde. Gerade deswegen, dabei war es ganz offensichtlich dass er Übung darin hatte, bemühte er sich darum gar nicht erst von den Anwesenden Ärzten und Schwestern gesehen zu werden. Es klappte ganz gut. Mittlerweile konnte er schon leise gehen, und rechtzeitig zurücklaufen wenn er jemanden im nächsten Gang kommen sah.
Die Tür zu Susans Zimmer war nicht verschlossen. Kaum dass er eingetreten war, kontrollierte er dass die Vorhänge komplett zugezogen waren, dann drückte er Susan den Elefanten in einen Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie schlief ganz friedlich weiter, bewegungslos. Vermutlich wusste sie nicht, dass er hier war. Die Apparate um sie herum wiederholten nur andauernd ihr monotones Piepen. Sicherlich war das nicht die beste Gesellschaft, die seine Schwester verdient hatte. „Ich hab dich vermisst“, murmelte der Junge, strich ihr eine rote Haarsträhne aus der Stirn. Beinahe hätte er augenblicklich angefangen zu weinen. Er weinte so oft, wenn er bei ihr war. Bei Susan war er sicher, und sie würde für ihn da sein. Sicher würde er niemals mehr wagen wollen, vor Gideon zu weinen, oder Jesslin noch mehr Probleme zu bereiten. Und Amy, die kleine Amy, sollte zumindest einen „großen Bruder“ haben, der ihr ein Vorbild sein konnte.
Kurz zuckten die Schultern unter einem leisen Schluchzen, dann kniete er sich ruckartig auf den Boden und rollte unter Susans Bett. Es war nicht das erste mal, dass er dort unten die Nacht über blieb. Er musste nur rechtzeitig wach werden um zurück ins Bett zu kommen, bevor sich irgendjemand wundern würde, warum er so lange wegblieb.
Es war nicht sonderlich leicht auf dem harten Fliesenboden im Krankenhaus einzuschlafen. Sicher nicht. Gerade deswegen dauerte es lange, bis Jamie kurz davor war, tatsächlich einzuschlafen. Er hatte kaum wegdämmern können, da beschleunigte sich das Piepen auf den Monitoren. Nur kurz. Jamie hatte die Augen sofort wieder geöffnet und starrte ins Dunkle. Er wollte selbst nachsehen, was passiert war, aber das war nicht das erste Mal und für gewöhnlich würde ein Pfleger nach ihr sehen müssen. Bald schon hatte sich die Tür geöffnet und zwei Männer, von denen Jamie nur weiße Schuhe und Hosenbeine zu sehen bekam, beugten sich flüsternd über seine Schwester. Der Junge unter dem Bett hielt die Luft an,
Susans Herzschlag beruhigte sich wieder.
„Eine Schande ist das“, sagte der eine. Leise. Jamie wäre wütend geworden, hätten sie Susan gestört. „Sie ist so jung und ein hübsches Ding. Kaum zu glauben, dass ihr Vater will, dass die Geräte ausgeschalten werden.“
Für den Augenblick eines Herzschlages war es ganz still im Raum. Jamie starrte vor sich hin und biss sich selbst auf die Zunge um nicht aufzuspringen oder etwas zu sagen.
„Woher hast du das?“
„Der Direktor, sagt man, soll mit ihrem Vater etwas ausgehandelt haben. Kann nicht ganz recht zugehen, wie man sich erzählt, aber was will man machen? Es ist ja verständlich. Die Kosten werden nicht geringer, und das Mädchen liegt nun schon seit Jahren hier.“
Sie sollten nicht so über sie reden! Susan war doch immer noch am Leben. Und so wertvoll, so lieb, so wunderschön. Die Augen des Jungen füllten sich glatt erneut mit brennenden Tränen.
„Dabei sollte man meinen der Mann hat das Geld“, kommentierte der andere. „Ist seine Kanzlei nicht eine der führenden in der ganzen Stadt?“
„Ist sie. Ich sage ja, eine Schande.“
„Hat er denn schon unterzeichnet?“ Der andere Arzt tippte mit einem Fuß immer wieder auf den Boden. Jamie fand, dass er sich ziemlich davon beeinflussen ließ, was mit Susan angeblich geschehen sollte. Unruhig klang er. Fast so betroffen wie Jamie es war.
„Noch nichts eingegangen, wie man hört.“
Als die beiden Männer das Zimmer verlassen hatten, krabbelte Jamie unter dem Bett hervor und setzte sich an Susans Seite, den Blick tränenverschleiert fest auf sie gerichtet, und seine Hand zitternd auf ihrer. Da wollte er bleiben. Und nie mehr von ihrer Seite weichen.

Die ganze Nacht über konnte er nicht mehr einschlafen, und so musste er bald schon aus dem Krankenhaus verschwinden und zurück im Haus wieder im Bett landen. Bevor irgendjemand etwas mitbekam.
Er blieb leise, wenn auch mit leerem Blick, und achtete nur wenig darauf wo er nun hintrat. Trotz allem machte er kein Auge zu, begann immer wieder aufs neue leise zu schluchzen, und sah dementsprechend am nächsten Morgen in aller Frühe alles andere als gesund aus.
Er sagte Jesslin, dass er im Bett bleiben würde, und tat das auch. Immerhin hatte er Schlaf nach zu holen. Und nachzudenken. Wichtige Dokumente wie diese würde sein Vater niemals achtlos zu Hause herumliegen lassen. Vermutlich sollte nicht einmal seine Frau viel davon mitbekommen. Nichts dergleichen. Wichtige Dokumente bewahrte sein Vater immer an einem Ort auf. Und egal was es war, er würde sich dieses Dokument beschaffen wenn es denn notwendig wäre, um es zu vernichten, und die Sache aus der Welt zu räumen. Zur Polizei. Irgendetwas. Irgendetwas musste man doch tun können. Es war ein verzweifelter Gedanke ohne sonderlich erfolgreiche Aussichten, aber dennoch schlich er sich spät am Abend erneut aus dem Haus. Dieses Mal zielloser, mit einem Stück Draht in der Tasche, Handy, Klebeband, Feuerzeug, alles, was er hatte finden können und was ihm nützlich erschienen war.
Es war ihm kaum zu verdenken dass er in dieser Situation weder klar dachte, noch sonderlich erwachsen handelte. Er war doch selbst ein Kind! Ein Kind dem man seine Schwester wegnehmen würde. Er würde sie nicht einmal mehr besuchen kommen können. Nicht mir ihr reden, mit ihr weinen, ihr nicht vorlesen können. Ob sie es nun hörte, oder nicht. Wenn Susan nicht wäre, das empfand er in dem Moment, wäre er allein auf der Welt.
An dem Abend brach er die Schlösser zur Kanzlei seines Vaters mit dem Draht auf. Er hatte sich darüber erkundigt, sich den Mechanismus der Schlösser genau angesehen, und hatte nicht viel Mühe damit gewaltlos die Türen zu öffnen, die ins Innere führten. Er war schon oft hier gewesen, hatte oftmals selbst die Anwälte unterstützen müssen, und sich unendlich lange Vorträge über das Kanzleiwesen von seinem Vater anhören sollen. Jetzt nutzte er all dieses Wissen um direkt zum Büro seines Vaters zu gelangen. Es gab einen Aufzug dorthin. Unruhig faltete er immer wieder die Hände. Aus seinem Rucksack lugte Mr. Nelsons Kopf.
Er öffnete die verschlossenen Schubladen im Zimmer seines Vaters mit ähnlichem Geschick, bis er bei der untersten ausgerechnet auf einen Zahlencode stieß. Ein Zahlencode! Jamie fand es beinahe lächerlich. Nicht beinahe. Das war es doch. Insbesondere nachdem sich dieser nach drei Versuchen mit diversen Geburtsdaten ausgerechnet mit dem Gründungsdatum der Kanzlei öffnen ließ.
Von der Kälte hatte er kaum noch Gefühl in den Fingern als er die Dokumente in der Schublade durchsuchte, mit überraschend geübtem, schnellen Blick. Jamie hatte schon immer das Talent gehabt, sich Dinge schnell zu merken. Das meiste davon war ohnehin vertraulich, und er wollte es auch gar nicht wissen. Das Dokument dass er suchte konnte er dennoch heraussuchen. Vertragsähnlich. Und dennoch ganz klar fehlte nur noch die Unterschrift die Susan zum Tode verurteilen würde. Jamie biss die Zähne zusammen, richtete sich im sessel seines Vaters auf, und überflog alles. Es wurde recht schnell klar, dass sein Vater gute Arbeit geleistet hatte, in die Wege zu leiten was er wollte. Natürlich wäre Susan nur noch eine Last für ihn. Und auch wenn es nicht völlig korrekt abgelaufen wäre, mit dem was sein Vater dem Krankenhausdirektor da zusicherte, würde dieser zumindest mitspielen. Sicherlich. Aber Jamie nicht. Der schüttelte den Kopf und war erfüllt mit genügend Zorn und tiefer Trauer, dass er das Büro seines Vaters am liebsten verwüstet zurückgelassen hatte. Das Papier knüllte er zusammen und steckte es in seine Hosentasche, bevor er wieder aus dem Raum rannte, den Aufzug betätigte, wartete. Und wartete. Ungeduldig wie er war drückte er beim Sprung in den Aufzug schon zu viele Knöpfe, und wartete noch ungeduldiger bis dieser sich wirklich in Bewegung setzte und…stehen blieb.
Während Jamie noch verzweifelt versuchte, sämtliche Knöpfe zu drücken, um es wieder in Bewegung zu bringen, sammelte sich in seinem Kopf schon der Frust und die Einsicht, dass er so kaum vorankommen würde. Also was? Was? Sollte er hier drin warten, bis sein Vater ihn an morgen erwischte? Ihm den Zettel wieder abnahm, und ihn rauswarf? Das Dokument, zumindest das, war doch im Moment das einzige, was er hatte.
Zerknirscht begann er in dem metallenen Käfig auf und ab zu laufen, wie jedes gefangene Tier es tun würde. Minutelang ging das so, dann zückte er das Handy. Gideon. Nein! Er konnte auf keinen Fall jetzt dort anrufen. Sicher nicht. Er konnte ihnen kaum erzählen dass er in die Kanzlei seines Vaters eingebrochen war, und konnte ihn genauso wenig um Hilfe bitten.
Die Feuerwehr? Und was sollte er denen erzählen? Dasselbe! So oder so würde er mit einem schlechten Gewissen, oder der Polizei leben müssen. Vielleicht hätte sich nicht jeder so entschieden, aber Jamie, der sich hilflos fühlte, entschied sich für letzteres.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich nach einem Klicken eine nicht unbedingt gut gelaunte Frauenstimme. „Polizei…was für einen Notruf haben sie?“
Es konnte nur noch dümmer klingen, als es war. Jamie machte es also kurz.
„Hier ist Jamie Carlton, ich bin gerade in die Carlton-Kanzlei eingebrochen. Der Aufzug…steckt fest.“
So trocken er das auch formulierte. Die Frau begann trotzdem zu lachen.


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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyWed Feb 02, 2011 10:44 pm

Sein Schlaf war traumlos, bloß eine Leere, in die er fiel, wenn er die Augen schloss, sich gut einer Stunde von einer Seite auf die andere gewälzt hatte und seine kreisenden Gedanken schließlich Ruhe gefunden hatten. Zumeist dachte er sich, wenn er am nächsten Morgen erwachte, oder geweckt wurde, er hätte nicht eine Minute geschlafen. Seine Gedanken begannen dort zu kreisen, wo sie in der Nacht inne gehalten hatten, seinem Geist eine kurze Rast gewährt hatten. Er fühlte sich morgens zumeist erschöpfter als abends, wenn er daran dachte, dass die Geschehnisse seine Gedanken immer weiter in Aufruhr bringen würden. Ihn immer mehr vom Schlaf abhielten.
Für gewöhnlich war dies der Fall, doch in diesem Moment, weckte ihn nicht sein Wecker, oder die helle Stimme eines Kindes, sondern der Klingelton seines Handys. Es musste schon eine Weile klingeln, denn er hatte gerade die Augen geöffnet und wollte seinen Arm ausstrecken, als das Klingeln erstarb. Die Augen noch geschlossen drehte er sich auf die andere Seite, fragte sich noch im Halbschlaf, ob er sich das klingeln eingebildet hatte, als er erst das Summen und schließlich ein weiteres Mal den Klingeton hörte. Dieses Mal ging dem Ausstrecken des Armes ein Seufzen voraus. Es gab nicht viele, die ihn morgens anriefen, oder die ihn überhaupt aufs Handy anriefen. Die meisten Anrufe gingen auf ein Festnetztelefon und wurden nur mitten in der Nacht umgeleitet, wenn es niemand bis zum nächsten Tag aushalten konnte und nicht auf den Anrufbeantworter Sprach, sondern die Durchwahl auf sein Handy nahm. Er muste keine kleine grüne Taste suchen, der Riegel auf der berühungsempfindlichen Oberfläche musste lediglich zur Seite geschoben werden und kaum hatte er das gemacht, ließ er das Handy neben sich fallen. Der Ton war auf laut gestellt. Er sparte sich eine Begrüßung, wer früh morgens etwas von ihm wollte, wusste wohl, mit wem er sprach. Auf der anderen Seite meldete sich eine ihm fremde Stimme, erkundigte sich, ob er mit Mr. Gideon Gold sprach.
Ein verstimmtes, jedoch bestätigendes Murmeln ließ besagter verlauten, wusste, dass er allzu bald nichtmehr würde einschlafen können. Sein Blick hatte sich verdüstert, auch wenn sein Gesprächspartner das nicht mitbekommen würde, nicht für den Moment zumindest. "Woher haben sie diese Nummer?" Fragte Gideon, noch immer mehr schlafend, als wachend. "Sie wurde von ihrem Anrufbeantworter für dringende Fälle durchgestellt." Es folgte ein Moment der Stille. Der Schwarzhaarige, der es bisher geflissentlich vermieden hatte auf die Uhr zu sehen, realisierte, dass er etwas grundlegendes bisher nicht mitbekommen hatte und mit einem wenig begeisterten Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es mitten in der Nacht war. Mehr zu sich selbst murmelte er etwas unverständliches, kam dann nicht umhin sich weiter Gedanken zu machen. Die person auf der anderen Seite war ungewöhnlich geduldig, wenngleich noch nicht allzu viel Zeit verstrichen war. "Was gibt es denn so wichtiges Mr. ..." Ihm war der Name, den der andere gesagt hatte im Halbschlaf wohl entgangen. "Sergeant Willis, Sir." Es folgte ein weiterer Moment des Schweigens, dann entschloss der Sergeant sich fortzufahren. "Kennen sie einen James Carlton?" Jetzt, wo Gideons Bewusstsein schon eine Weile aus dem Schlaf gerissen worden war, erhöhte sich auch seine Aufmerksamkeit und der durchaus verwirrte Unterton des Sergeants entging ihm nicht. "Sicher kenne ich Jamie." Die Antwort war höflich gesprochen, jedoch distanziert und mit einem instinktiven Misstrauen hatte Gideon sich bereits aufgesetzt, runzelte im Folgenden bei den Erklärungen Willis' die Stirn und das ein oder andere Mal ließ er ein Seufzen oder ein "Oh Gott..." verlauten. Am Ende der Erläuterung folgte ein weiterer Moment des Schweigens. Der schwarzhaarige hatte sich inzwischen erhoben, das Licht eingeschaltet und war aus reiner Gewohnheit in Richtung Fenster gegangen. "Aber bei seiner.... Aktion .. ist ihm nichts weiter passiert, als dass er im Aufzug stecken geblieben ist?" Erkundigte er sich ein weiteres Mal, wartete darauf, dass irgendetwas schlimmes passiert war, doch die einzige Antwort die er erhielt war eine Bestätigung und dass Jamie darauf bestand, dass man ihn und nicht die Eltern des Jungen anrief. "Ich sollte in etwas weniger als einer halben Stunde da sein." Auf der anderen Seite der Leitung ein erleichtertes Aufatmen, dann ein kurzer Dank und die Bitte darum sich zu beeilen.

Das Telefon tutete noch immer, als Pam leise klopfte und ihrne Kopf durch die Tür schob, ihn fragend an sah. Seit fünf Minuten hatte Gideon sich nicht geregt, hatte nur mit weit zusammengezogenen Brauen und ernster, nachdenklicher Miene die Fensterscheibe betrachtet. "Jamie hat sich aus irgendwelchen Gründen mitten in der Nacht Zutritt zur Kanzlei seines Vaters verschafft. Ich fahr hin." Pam nickte leicht, hatte sie doch den leicht frostigen und dennoch tief nachdenklichen Ton allzu gut herausgehört. Sie wusste, dass er die nächste Stunde im Geiste bereits abgehakt hatte, dass er sich keine Sorgen um Jamie und die Sergeants machte. Nicht in der Weise, in der man es erwarten würde. Mit einem Seufzen schloss sie die Tür, sagte, sie würde ohnehin nicht mehr einschlafen können. Wenig später hörte er ihre leisen Schritte auf der Treppe, dann legte auch er das Handy beiseite, kleidete sich so schnell es ihm eben möglich war ein und begab sich - noch immer mit tiefen Ringen unter den Augen - so schnell es ging in Richtung Bankgebäude. Er fuhr nicht selbst, sondern nutzte einen Limousinendienst, der auch mitten in der Nacht einen Fahrer übrig hatte.

"Mr. Gold?" Der Sergeant war auf die Straße getreten und hatte die Limousine zunächst skeptisch betrachtet, schien nach einem Nicken Seitens Gideon jedoch erleichtert, wenn gleich ein wenig verunsichert. Gold war kein unbekannter Name für jemanden, der mit dem Gesetz zu tun hatte. Gewiß nicht, den Familiennamen eines Obersten Verfassungsrichters kannte man. Gideon verzog keine Miene. Er wusste allzu gut, welchen Eindruck er erweckte. Er unterschied sich in allem, was mit Ausstrahlung zu tun hatte von seinem Vater. Trat dieser würdevoll und in gewisserweise beherrschend auf, wollte denen, die er um sich hatte nahe sein, sei es auch nur, damit sie ihn ehrfürchtig ansahen und Respekt zollten, hielt Gideon jeden Mitmenschen mit einer kühlen Portion Distanz und Reserviertheit auf Abstand, erweckte weder den Anschein auf sie herab- noch zu ihnen hinauf zu blicken, eher, als stünde er jenseits dieser Maßstäbe. Sein müder, durchaus missgelaunter Ausdruck tat sein übriges, um den Sergeant vorerst verstummen zu lassen und mit einer Nervösen Geste ins innere des Gebäudes zu weisen und sich zu beeilen voran zu gehen. Gideon konnte jedoch nicht umhin die Fähigkeit des anderen zu bewundern, seinen Stock, seine Gangart und alles andere, was äußerlich anders war, zu übergehen. Er wartete, auf einen abschätzigen Seitenblick, einen kurzen Kommentar oder eine Frage, aber alles blieb aus. Er hatte den Schopf des Jungen geradeerst erblickt, als er unwillkürlich aufatmete, dem Sergeant kurz zunickte und dann nicht weiter beachtete, als er auf direktem Wege auf den Jungen zu ging, in seinem Gesicht eine diffuse Mischung aus Ärger, Sorge und Unverständnis.
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyFri Feb 04, 2011 11:02 pm

Unruhig war der Junge die ganze Zeit über voin einem Fuß´auf den anderen getippt, hatte seinen Elefanten umarmt, seine schmalen, blassen Finger in den rosa Körper des Plüschtieres gebohrt. Man hatte ihm Fragen gestellt, und er hatzte sie brav beantwortet. mehrmals auf dieselbe weise. Ihnen den zettel gezeigt, der zerknüllt in seiner Hosentasche war, und nur immer wieder gesagt: "Ich kann sie doch nicht sterben lassen. Ich kann sie nicht sterben lassen."
Aber bald schon schien es, als höre ihm niemand mehr wirklich zu, und lange konnte Jamie die Anwesenden Polizisiten nicht überzeugen seinen Vater nicht tatsächlich anzurufen. Er hatte es mit "Bitte" versucht, und mit "Mein Vater ist ein schlechter Mensch!" solange, immer verzweifelter werdend, bis die Polizisten versucht hatten ihn zu beruhigen. Man hatte ihm Tee aus einer termoskanne angeboten, und einen bagel, man hatte mit ihm gesprochen und versucht ihm zu versichern, dass in seinem Alter und seiner Situation nicht viel passieren konnte.
Aber Jamie wusste selbst, was passieren konnte. Jetzt, da alles kaputt war. Zersprungen, in hunderrt kleine Teile. Sein vater würde auftauchen, und bestätigten, dass Jamie wochenlang nicht nach Hause gekommen war. Früher oder später würde man ihn zurück schicken, dahin, wo er nicht hinwollte. Augenblicklich hatte sich der Blick des Jungen beid er Wahl der Nummer verfinsert, und als er nicht mehr ruhig zu halten war, hatten die Polizistin die Frage gestellt, die ihn immer gleichermaßen retten wie vernichten würde.
"Was hast du denn da für einen Elefanten?`" und die antwort, die immer gleich aussah, wurde regelrecht durch das Gebäude gebrüllt. "Das ist Mr. Nelson! und Susan hat ihn mir geschenkt!"
Ab´da war der bisher so vernünftigr James Carlton nur noch als kleiner Jamie wieder zu erkennen, denn zumindest sprang er hinter den Rückern der Polizistin herum, fing manchmal sogar an zu weinen, und fragte alle zwei Sekunde nach einem Gi-de-.on, von dem alle eine Weile brauchten um ihn als Gideon Gold zu identifizieren.
Als dieser sich dann letztendlich blicken ließ, kam died Warnung der polizistin, der Junge hätte sich seit einer Weile seltsam benommen, zu spät, denn kaum dass Gideon auf ihn zukam war Jamie schon auf diesen zugesprungen und direkt gegen ihn, die Arme ausgebreitet um sich an der Jacke des Mannes fest zu klammern. "Giii-de-ooon!" quietschte er, barg sein Gesicht am Bauch des anderen, und würde dessen KIleidung wohl bald mit Tränen durchnässt haben sollte er nicht früh genug von diesen entfernt werden. Lange hielt sein Weinen, sedin Flehen, die verzweifelten Entschuldigungen nicht an, dann lösten sich die zitternden kleinen Hände ganz von selbst, wo er sich vorhin doch noch verzweifelt fest geklammert hatte, und er richtete sich auf. Fuhr sich mit dem Handrücken verstohlen übner die augen, und wenn er bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Ärger in den Augen seines Freundes gesehen hatte, so würde err ihn jetzt erkennen, oder sich simpel einbilden. Jedenfalls machte er einen hastgen Schritt zurück, den anderen beinahe erschrockend anstarrend und einige leise worter stammelnd, die wie eine entschuldigung klangen. "Gideon..."
Für den Moment schien er sich vor dem Zorn des anderen regelrecht zu fürchten. er machte noch einen schritt zurück um in die Nähe eines nahen Polizisten zu geraten, richtete sich dann aber zu seiner vollen Größe auf um dem anderen entgegen zu treten. "Ich weiß das....bringt dir nur Probleme., Und es tut mir Leid, wirklich, aber Susan,..." beim letzhten Wort bersagte ihm die Stimme. "Susan...darf nicht..."
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptyFri Feb 04, 2011 11:24 pm

Er hatte kaum gehört, was der Sergeant noch versuchte ihm zu sagen, la sJamie bereits auf ihn zugesprungen kam und sich an ihm festklammerte. Einen Moment verzog Gideon das Gesicht, griff den Stock etwas fester. So wenig wie er plötzliche laute Geräusche leiden konnte, konnte er es leiden halb umgerannt zu werden. Dennoch. Im Laufe der Zeit hatte er sich daran gewöhnt gelegentlich die Zähne zusammenbeißen zu müssen und zu seinem Glück hatte er schon kurz nach dem Aufstehen den stechenden Schmerz verspürt und einige Schmerztabletten genommen, so dass zumindest sein Bein beinahe vollständig taub war. Nach den ersten, ein klein wenig verdutzt Sekunden, legte er leicht seinen freien Arm um den kleinen Jungen, wuschelte ihm leicht durchs Haar. Dennoch, ein Teil seines Ärgers war wohl noch nicht aus seinem Ausdruck verschwunden - wie könnte es auch. Egal wie sehr er Jamie nachvollziehen mochte, oder ihm verzieh, es änderte nichts an den Umständen, in denen er sich jetzt befand und er ärgerte sich mehr über diese, als über Jamie und dessen Verhalten. Letzterem hatte er verziehen, sobald er gemerkt hatte, dass der Junge vollkommen aufgelöst war. Er war nicht einfach so hierher gekommen und vermutlich auch nicht in diesem Zustand.
Das Zurückweichen Jamies versetzte ihm - zu seinem eigenen Überraschen - einen tiefen Stich. Es war nicht erfreulich, wenn jemand vor einem zurück wich, wenn es ein Kind war und dennoch, in diesem Moment war Jamie nicht nur "ein Kind das Angst vor ihm hatte". Er konnte kaum beschreiben wie es war, aber es verletzte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte oder konnte. Kurz schluckte er, wenngleich sein Ausdruck wieder ein wenig entspannter wurde, nachdem er sich zunächst verhärtet hatte. Nur mit halben Ohr zuhören schüttelte er leicht den Kopf, es war eine Geste, die auf andere kalt, oder abweisend wirken mochte, doch wer sie öfter gesehen hatte, wusste, dass er eigentlich nicht recht wusste, was er tun sollte, ab wank, um die Situation zu entschärfen - auf die ein oder andere Weise. Auch dem ungeübten Beobachter wurde dies klar, als ein eher milder Ausdruck auf seine Lippen trat.
"Das ist in Ordnung, Jamie." Sagte er nur zunächst. "Ich bin dir nicht böse." Nein, er war es wirklich nicht, er war nur über die Umstände etwas erbost - und verwirrt. Noch während er sprach machte er einige Schritte auf ihn zu und ohne es recht zu merken legte er ein weiteres Mal seinen Arm um Jamie, dieses Mal geradezu schützend, murmelte das ein oder andere, nichts spezifisches, er wüsste nicht, was er sagen sollte. Er würde gerne sagen, Jamie sollte sich keine Sorgen machen, sie würden das alles auf die Reihe bekommen - alles würde wieder gut werden. Aber er wusste zu gut, dass sich soetwas nicht versprechen ließ und Jamie wüsste das auch. Vielleicht nicht in diesem Moment, aber später. "Was darf Susan denn nicht?" Fragte er aus dem ersten Impuls heraus, erkannte, dass es kaum die richtige Frage war. "Ist es Susan, wegen der du hier ist?" Er hatte nicht den blassessten Schimmer, was Susan mit der Kanzlei zu tun hatte, aber wenn er hier anfing von ihr zu sprechen. So, dann wird sie wohl in irgendeiner Weise dafür verantwortlich sein, dass er jetzt hier ist und dann würde er es ihm wohl irgendwann sagen. Eher, als wenn er ein weiteres Mal mit der Tür ins Haus fiel.
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PostSubject: Re: Stately Home   Stately Home EmptySat Feb 05, 2011 12:48 am

Er hatte nicht zurückweichen wollen. Sicher nicht. Er hatte Gideon nicht verletzen wollen, indirekt, wenn er doch auch nie damit gerechnet hätte, dass Gideon sich aufrichtig darum sorgen könnte wie Jamie sich ihm gegenüber verhielt. Wie..vertrauensselig. Aber das hatte er sicher nicht gewollt. Dennoch, ihm blieb nur übrig zu schlucken und das Gesicht zu verziehen, als ihm seine eigene Reaktion bewusst wurde. Bei der Situation hatte er weniger an Gideons Reaktion gedacht, als an die seines eigenen Vaters, die deutlich unsanfter ausgefallen wäre.
Er räusperte sich. Zu dem kindlichen Gesicht schien eine erwachsene Regung gar nicht recht zu passen. Dennoch bemühte er sich, den Freund, beinahe-Vater, der ihn so sehr unterstützt hatte,
so fest und erwachsen wie nur möglich anzusehen als dieser sich ihm wieder näherte. Er ging nicht weiter auf das vorhergegange ein, blieb starr stehen. "wirklich es... was?" Kurz weiteten sich die Kinderaugen vor Überraschung. Bei dem übergelegten arm zuckte er vor eben jener überraschung kurz zusammen. Irritiert. Gideon war ein für gewöhnlich kaltherziger Mensch. So hatte es doch immer gewirkt. "Es ist...in Ordnung?" Beinahe schien er ja widersprechen zu wollen.
immerhin war ihm bewusst, was für ein lästiges Ärgernis das alles sein musste. Aber kaum dass er wieder zu sich gekommen war, verfinsterte sich sein Blick nur wieder und er drehte den Kopf nach oben um zu Gideon hoch zu starren. "Sterben. Sie wollen Susan umbringen."
Vermutlich war das etwas hart formuliert. aber der Junge schien felsenfest davon überzeugt.
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